Montag, 24. März 2014

16. Etappe..13.-17.Sept. 2010



Dienstag, 14. September 2010
Dauerregen, 16 Grad
                        

16. Etappe:  Otternhagen – Poggenhagen – Steinhude - Hagenburg

Tagesstrecke:  21 km
Gesamtstrecke: 433 km
Wanderweg:  E1
                                         
Meine gute körperliche Verfassung vom Vortag wurde durch Herrenhäuser zunichte gemacht. Der Kopf rasselte wie der Regen an die Fensterscheibe. Es war bereits 9 Uhr, und ich war noch richtig müde. Nachdeum ich eine Aspirin eingeworfen hatte und mich abermals ins Bett legte, wurden meine Kopfschmerzen besser. Nachdem ich geduscht und meinen Rucksack vorgepackt hatte, ging es zum Frühstück. Ich war einziger Gast und das Frühstück war nicht üppig, aber ausreichend. Eine sehr große Glasfront ließ mich immer auf den mal mehr mal weniger heftigen Regen schauen.  Um 10.15 Uhr stand ich dann unter dem Vordach des Hoteleinganges in Regenklamotten, über mir und dem Rucksack noch der grüne Poncho. Schwerfällig ging ich los und merkte schnell, dass die ganzen Klamotten an mir die Bewegungsfreiheit sehr einschränkten. Auch die Atmungsaktivität ließ nun sehr zu wünschen übrig, eigentlich war sie gänzlich nicht mehr vorhanden. So müssen sich also Astronauten auf einem Mondspaziergang fühlen.

Nach kurzer Zeit kam ich in ein Waldstück. Der Regen fiel mir kaum mehr auf, ich gewöhnte mich daran. Mein Rucksack saß an diesem Morgen nicht gut und schmerzte, tags zuvor hatte ich das auch bemerkt. Jetzt den Rucksack abzunehmen und neu einzustellen musste gut überlegt werden. Denn den „Astronautenanzug“ aus- und wieder anzuziehen war ein echter Kraftakt und so dauerte es dann auch lange, bis ich mich entschlossen hatte, eine Pause einzulegen, um den Rucksack neu zu justieren. Da es nicht mehr allzu stark regnete, ließ ich den Poncho erst am Rucksack hängen. Die Justierung war erfolgreich, das Drücken war für einige Zeit weg.

Kurz vor Bordenau ging es leicht wellig durch ein Art Park mit Wald und großem See. Mein Blick war auch auf eine Niederung gerichtet, in dem sich ein Fluss in Schlangenlinien seinen Weg bahnte. Die Leine entspringt in Thüringen und mündet in die Aller. Die Waldwege waren sehr aufgeweicht, matschig und um nicht in großen Pfützen zu landen oder gar auszurutschen, musste ich mich konzentrieren und meine Blicke auf den Weg richten. Schade, denn die Gegend war sehr sehenswert. Die Leine überquerte ich zwischen Bordenau und Poggenhagen. Durch Poggenhagen selbst lief eine zweigleisige Bahnlinie. Neben ellenlangen Güterzügen mit ohrenbetäubendem Lärm kamen hier auch ICE Züge vorbei. In einem Bushäuschen machte ich Mittag. Eines dieser typischen Bushäuschen mit Kritzeleien und blöden Sprüchen. „I Love….“ - „Hans liebt Insa“ - „Paul ist blöd“-„A+L“ mit Herz drum – „B….. ist ein Streber“  - „LARSI ist SchwuL“!! Moment mal. Außer, dass es völlig falsch geschrieben war, war das eine Lüge, denn das weiß ich ganz sicher: Ich bin nicht schwul. Mein Blick aus dem Häuschen war sehr ernüchternd. Die Häuser waren nicht schön, die Straße zu groß, der Bahnverkehr allgegenwärtig. Mir kam mein Zuhause in den Sinn und wie gut ich es in meinem Reich habe. Meine Gedanken wurden jäh unterbrochen, denn ein Bus fuhr vor, Schulkinder stiegen aus und liefen in verschiedene Richtungen. Meine Richtung war auch vorgegeben: dem E1 folgen.

Von Poggenhagen aus ging es an einer stark befahrenen Landstraße gute drei Kilometer am Militärflugplatz Wunstorf entlang. Der Flugplatz selbst war durch einen Waldrand nicht zu erkennen, jedoch die Gebäude und die Sicherheitsabsperrungen. Der Flugplatz wird in Zukunft als Typenstützpunkt des Truppenflugzeugs A400M genutzt und erweitert. Schon oft bin ich an Militärgeländen vorbei gekommen, aber dieser Ort ist einer der wenigen, der ausgebaut und nicht aufgegeben wurde.

Der Regen wurde wieder stärker. Der „Astronautenanzug“ bekam wieder seine Chance, sich zu beweisen. Am Waldrand entlang, zum Steinhuder Meer, gab es viele Weiden mit Pferden. Die Wegmarkierungen waren sehr gut, die Karte brauchte ich zum Glück nicht. In Steinhude angekommen war es mit der herrlichen Beschilderung dann vorbei. Entweder hatte ich sie verpasst, oder aber sie war nicht vorhanden. Mein Sichtfeld war durch den „Astronautenanzug“ auch sehr eingeschränkt. Die Kapuze besaß links und rechts eine Art Sichtfenster, die einen klaren Blick nicht zugelassen haben. So lief ich durch Einfamilienhäuser Siedlungen orientierungslos umher. Was mir auffiel, war, dass die Häuser zum Steinhuder Meer hin immer schicker und pompöser wurden. Irgendwie bin ich dann doch zum Ortskern und See gelangt. Einige Touris, die mit Bussen angekarrt wurden, schlichen hin und her. Ich suchte weiter nach Hinweisen des E1. Hier und da klebte ein Hinweis, jedoch nicht so sinnig, dass ich erkennen konnte wo es weiter gehen könnte. Erst mal beschloss ich, in einem Café Platz zu nehmen, Kaffee und Kuchen mussten her. Bevor ich überhaupt Platz nehmen konnte, musste ich meine ganzen Regenklamotten ausziehen und verstauen. Ich hätte lieber einen „Coffee to go“ nehmen sollen, denn nach meinem Aufenthalt müsste ich alles wieder überziehen.

Den Weg fand ich nach meinem „Kaffeekränzchen“ nicht, wusste jedoch die Richtung und wanderte somit am Steinhuder Meer entlang an schönen Villen vorbei. Das Steinhuder Meer ist der größte Binnensee Niedersachsens vor dem Dümmer und dem Zwischenahner Meer, das nicht mal 20% so groß ist. Steinhude lag nun hinter mir und ich beschloss, in einer schönen Schutzhütte Platz zu nehmen, um Karten, die ich im Café gekauft hatte, zu schreiben. Auch das wollte ich fototechnisch festhalten. Als ich in der Hütte schrieb, war es kaum am Regnen. Als ich wieder los wollte, fing es sogleich wieder an. Ich versuchte, das nicht persönlich zu nehmen!

An einem 90 Grad Abzweig, habe ich dann wieder einen Wegweiser des E1 erblickt, kurz vor meinem Tagesziel, Hagenburg. Der Regen war wieder stark, als ich meine Unterkunft erreichte. Die Vermieter bedauerten mich sogleich, boten mir ein anderes teureres Zimmer an und erzählten von ihren Erlebnissen mit  Gästen! Ich stand da, ich tropfte, ich wollte duschen. Das „Upgrade“ habe ich ausgeschlagen und bezog mein gebuchtes „Zimmer“. Dieses befand sich an der Seite des Hauses, mit eigenem Eingang. Ich vermutete, dass dieses „Zimmer“ in vergangener Zeit mal als Gartengeräteschuppen genutzt wurde. Nicht, dass es nicht alles hatte, was ich brauchte, nein, die Form des Zimmers war es, die mir befremdlich vorkam. 150 x 500 cm! Für 52 Euro fand ich das schon spektakulär, es war aber okay, denn es war geschmackvoll eingerichtet. Sogar zwei Enten fanden am Kopfende des Bettes Platz.
 
Der Regen hörte am Abend auf und auf Empfehlung meiner Vermieter ging ich einen Kilometer weiter die Straße entlang zu einem Restaurant mit mediterranem Angebot. 

Auf dem Rückweg fiel mir ein sehr hoher Hügel im Süden auf, der oben beleuchtet war. Am nächsten Tag, es sollten dann ganze 33 Kilometer werden, komme ich diesem „Berg“ noch näher.

Meine körperliche Verfassung empfand ich als hervorragend, jedoch hatte ich auch noch keine großen Leistungen vollbringen müssen. Das würde sich morgen ändern!

Als ich dann in meinem „Geräteschuppen“ lag, hörte ich noch „Ein Mann, ein Fjord“ und schlief, unter den wachsamen Augen der Enten, ein.       















Der Tag des Regens. Auch wenn ich meinen "Astronautenanzug" in Form eines Ponchos nicht trug, so war ich mit den Regensachen in der Bewegung etwas eingeschränkt. Die Laune scheint dem keinen Abbruch zu tun, ich bin gut drauf!









 




Diese Verleumdung musste ich in Poggenhagen lesen. 






 






Der Blick aus der Busbude sagte mir auch, ich habe ein schönes Zuhause!














Kaffeepause am Steinhuder Meer. Zeit zum Postkarten schreiben.














Die beiden Enten, oder sind es Gänse, überwachten meinen Schlaf in Hagenburg. 






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen