Samstag, 8. März 2014

12. Etappe....22. - 28.Mai 2009

Dienstag, 26. Mai 2009
Sonne, schwül warm und 25 Grad
                        
12. Etappe: Soltau – Wietzendorf - Müden

Tagesstrecke:  31 km
Gesamtstrecke: 329 km
Wanderweg:  E1

Gut, dass ich tags zuvor nach meinem „Spaziergang“ Wellness gemacht hatte. Mein Körper fühlte sich gut an, Füße und Beine wollten heute mal so richtig was leisten. Sollten sie haben!

So ging es nach dem Frühstück quer durch Soltau nach Süden und später Süd-Ostwärts. In den Radionachrichten, das Radio lief beim Frühstück in der Küche der Vermieterin, wurde von einem schwül warmen Sommertag mit bis zu 25 Grad gesprochen. Die Folgen diesen Wetters, zum Beispiel Wärmegewitter, waren tags zuvor an der Küste mit starken Windböen nieder gegangen. Durchaus könnte das heute auch im Landesinneren passieren. Na ja, nicht so gute Aussichten. Vorbei an einem schicken Golfplatz hörte ich mal wieder die A7, die ich kurze Zeit später unterquerte. Es ging wieder mal durch viel Wald. Die Wege bestanden zum größten Teil aus Sand. Der Weg führte an einer Bahnlinie entlang, als mir ein kleiner Junge entgegen kam. Zielstrebig kam er auf mich zu, hielt mir eine Tüte Gummibärchen hin und sagte: „Willst auch einen?“. Ich wusste gar nichts darauf zu antworten und griff hinein, um mir einen (!) zu nehmen. Die Mutter, die nun dazu kam, fragte mich nach meinem heutigen Ziel. Während ich ein wenig berichtete, ging der „Gummibärchenjunge“ weiter und die Mutter, urplötzlich hinterher, ohne sich anzuhören, was ich zu berichten hatte. Da stand ich nun, blickte den beiden nach und fragte mich, was das nun war.

Es ging gut voran. Die Wege waren gut markiert. So kam ich an einem Wegweiser vorbei, auf dem stand: „Südsee-Camp“. Der Name kam mir bekannt vor, denn ein guter Freund hatte dort schon zweimal mit seiner Familie Urlaub gemacht. Mir war aber nicht bekannt, dass das hier sei und war schon überrascht. Kurze Zeit später kam ich nach Wietzendorf. Es war Mittagszeit und ich hatte Hunger und Durst. Da kam es nur gelegen, dass direkt im Ort eine „Futterkrippe“ anzutreffen war. Ich nahm draußen Platz, bestellte gerade, als ein Militärfahrzeug auf dem Parkplatz hielt und drei in oliv gekleidete Soldaten ebenfalls auf der Terrasse Platz nahmen und bestellten. Militär verschiedener Nationen war in dieser Gegend allgegenwärtig. Wer die Ortschaften Bergen, Osterheide, Lohheide, und Munster nennt oder mit der Bundeswehr in Berührung kam, wird wissen, dass um diese Orte sehr große Truppenübungsplätze anzutreffen sind. Das sah man nicht nur – Sandwege waren von Bundeswehrfahrzeugen durchfurcht, überall standen Warnschilder, man hörte es auch ganz deutlich. Immer wieder durchbrachen dumpfe Knallgeräusche die Natur. Flagstellungen und Schießbahnen waren in der ganzen Gegend verteilt. Diese drei Niederländer waren wohl zu Übungen hier und hatten das Privileg, nicht im Gelände essen zu müssen.

17 Kilometer waren nun geschafft, 14 Kilometer lagen noch vor mir. Das Thermometer an einer Hauswand zeigte schon 25 Grad. Die Wege waren staubig und immer wieder aus Sand. Es hatte tagelang nicht geregnet und somit waren die Sandwege eine reine Mulle. Durch die Militärfahrzeuge waren diese „Mullsandwege“ der reinste Horror. In der Fahrspur war der Sand so weich, dass das Laufen unheimlich beschwerlich war. Lief ich in der Mitte, musste ich mehr balancieren als laufen, was mit gut 14 Kilogramm auf dem Rücken schon einem Kunststück gleich kam. Und rechts oder links vom Weg war es aufgrund der Büsche, die hier standen, auch Mist. So eierte ich von links nach rechts, lief mal hier und mal da. Das ging sehr auf die Hüften und ein regelmäßiger und gleichmäßiger Lauf war nicht mehr möglich. Mein Lauf entlang der Sandwege muss ausgesehen haben wie ein bekifftes und angeschossenes Emu. Nachdem ich an einer Kreuzung mit sieben Abzweigungen in die falsche Richtung ging, war es Zeit, eine weitere Pause einzulegen. Das Zwicken vom Vortag am rechten Schienbein war wieder zu merken. Ich führte das auf meinen unregelmäßigen Emugang auf den Sandwegen zurück. Oder wollte es mit dem Glauben nur verdrängen. Pausen waren nun alle 30 Minuten angesagt. Die Zeit ließ es zu, das Wetter hielt sich auch, Regen war nicht in Sicht. Als sich der Wald lichtete, war ich schon in Müden. 16 Uhr, super Zeit, trotz vieler Pausen.

Der Ort, mit altem Baumbestand, wirkte sehr idyllisch. An einem „Tante Emma Laden“ kaufte ich mir zwei Biere und Postkarten. Eigentlich wollte ich gleich zur Jugendherberge, die etwas außerhalb lag, durchstarten. Doch eine kleine einladende Gaststätte hielt mich von meinem Vorhaben ab. Schöne auberginefarbene Schirme und gepolsterte Gartenstühle luden zum Verweilen ein. So kam es dann auch. Bei Bierchen und einer Zigarette schrieb ich Tagebuch und Postkarten. Dem ersten Bierchen folgten dann noch zwei und weitere Zigaretten. So verging eine ganze Zeit, in der mir auch auffiel, dass sich große kompakte Wolken am Himmel auftaten. Zur Jugendherberge waren es noch gut 1,5 Kilometer. Dort angekommen entging mir nicht, dass sich eine oder mehrere Klassenfahrten auch hier eingenistet hatten. Ich bekam ein Vierbettzimmer im 1. Obergeschoss zur alleinigen Nutzung, Dusche war gegenüber. Nachdem ich mich geduscht und die „Gut-Klamotten“ angezogen hatte, musste ich noch an der Rezeption einen Hausschlüssel organisieren. Die junge, wohl zivildienstleistende Frau war aber noch mit einer anderen Frau, wohl Lehrkraft, im Gespräch. Als ich dann meinen Schlüssel bekam, sprach mich die Lehrerin an. Die sehr sympathische Frau fragte mich, was alle fragten: Nach meinem Vorhaben und meinem Ziel. Sie hörte aufmerksam zu, bis ein weinender Schüler vor ihr stand. Vielleicht, sagte sie, könnten wir ja später noch mal weiter sprechen.

Ich ging zum Essen wieder ins Dorfinnere zu einem sehr schicken Gasthof und Restaurant. Alles war in blau und weiß gehalten. Ich entschloss mich, draußen zu essen, obwohl es bereits merklich abgekühlt hatte. Das Steak, was ich bekam, war extrem lecker. Die Bedienung sehr aufmerksam und professionell. Es wurde windig, sollte es nun doch noch gewittern? Die Bedienung lächelte immer noch, obwohl ich mir sicher war, dass sie mich nun lieber drinnen bewirten würde.

In der Jugendherberge zurück, begegnete ich sogleich der sympathischen Lehrkraft. Im weiteren Gespräch stellte sich heraus, dass sie auch schon mal in meinem Heimatort gewohnt hatte. Mutig vom Gerstensaft lud ich sie in mein Vierbettzimmer auf ein Bier ein, das ich mir im „Tante Emma Laden“ gekauft hatte. Sie nickte kurz und wir verabschiedeten uns. Erst am nächten Morgen, beim Frühstück, sahen wir uns wieder. Es gab also kein Bier mehr im Zimmer 43.

Die Etappe am heutigen Tag war aufgrund der Sandwege sehr anstrengend. Die vielen Pausen waren sehr gut und wichtig. Meine Füße, die ich noch vor dem Zubettgehen pflegte, waren sicher froh, nicht mehr mein und das Gewicht des Rucksacks auffangen zu müssen. Die Hüfte schmerzte, das kannte ich ja, und würde morgen kein Thema mehr sein. Mein Schienbein zwickte nach wie vor, jedoch nur im Gehen. Und gehen, ist nun mal mein täglich Brot, um bis ans Ziel zu kommen. Doch wo würde mein Ziel überhaupt sein? Mein letztes Hotel hatte ich am Donnertag in Wennebostel gebucht, eine Rückfahrkarte hatte ich noch nicht. Theoretisch könnte ich noch weiter gehen, denn ich müsste erst am folgenden Montag zum Geld verdienen auf der Arbeit erscheinen. Mit dem noch nicht klar definierten Ziel, dem Warten auf die Lehrkraft, schlief ich ein.     










 




 

Kilometer weite Sandwege. Das wandern war hier sehr beschwerlich.     











Panzer sind mir nicht begegnet. Jedoch waren die Spuren von ihnen allgegenwärtig.



  

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