Sonntag, 20. April 2014

23. Etappe…..09.-14. Mai 2011



Donnerstag, 12. Mai 2011
sonnig und frisch bei 18 Grad
                        
23. Etappe:  Detmold – Hermannsdenkmal – Extersteine – Eggeturm - Altenbeken

Tagesstrecke:  25 km
Gesamtstrecke: 594 km
Wanderweg:  E1/ Regionale Wege


Wie in jeder Jugendherberge, so auch in dieser: Ich wurde von rennenden, lärmenden Schülern und Schülerinnen sowie drohenden Lehrkräften wach. Mein Drang, raus zu wollen, war so groß, dass ich eine halbe Stunde später, um 7.30 Uhr, schon aufgerödelt vor der Jugendherberge stand, um meine heutige Tour nach Alkenbeken zu beginnen. 

Erst mal musste ich jedoch einen Anstieg von guten 200 Metern überwinden, was gerade morgens ganz schön anstrengend sein kann, um zum Hermann und dem Hermannsdenkmal zu gelangen. Der Weg führte in Serpentinen durch einen Wald, um dann urplötzlich am Plateau des Denkmals zu enden. Viele Informationstafeln und Verkaufsstände waren zugegen, jedoch so früh noch nicht geöffnet. Überhaupt war noch nicht viel los. Hier und da liefen ein paar Menschen herum. Am Denkmal angekommen, war ich nicht schlecht beeindruckt. Das Denkmal mit Hermann ist ganze 53 Meter hoch, wobei „Hermann“ selbst eine Höhe von gut 27 Metern hat.  Das Denkmal soll an den  Cheruskerfürsten Arminius und die sogenannte Schlacht im Teutoburger Wald erinnern, in der germanische Stämme unter Führung von Arminius (Lateinisch, auf Deutsch: Hermann, Armin und auch Irmin Alt-niederdeutsch) den  römischen Legionen unter Publius Quinctilius Varus im Jahre 9 eine entscheidende Niederlage beibrachten. Die Bauzeit Betrug ganze 37 Jahre und wurde 1875 feierlicheingeweiht. Immer wieder wurde es genutzt, beziehungsweise benutzt, um die Stärke des Deutschen Volkes zu präsentieren, was für das Militär natürlich wichtig war. Ich machte dann ein Foto mit mir und „Hermann“, zum Beweis meiner Anwesenheit. Gleiches dachten sich dann auch wohl zwei Deutsche und ein französischer Soldat, die mich baten, ein Bild von ihnen mit „Hermann“ zu machen. 

Mein Weg führte mich nun durch Laubwälder und schönen Wegen. Der E1 war nun der gleiche wie der Hermannsweg. Die Orientierung und die Beschilderung waren extrem gut, die Karte brauchte ich kaum zu bemühen. Es war noch sehr frisch und so zog ich mir wieder wärme Sachen an. Nach der Ortschaft Berlebeck ging es wieder mal bergan in einen Wald zur nächsten Ortschaft Holzhausen. Bevor ich diese Ortschaft durchquerte, machte ich meine erste Pause bei Kaffee und einem Brötchen. So saß ich auf einer Bank, Holzhausen und die hügelige Landschaft vor Augen, als ich schemenhaft auf einer Anhöhe einen Turm entdeckte. Eines meiner Tagesziele, den Eggeturm. Erst dreieinhalb Stunden später, schon recht abgekämpft, würde ich diesen erreichen. In Zukunft wird es immer wieder vorkommen, dass ich die Etappenziele schon erkennen konnte, aber erst Stunden später diese erreiche. Die Krönung war der Feldberg bei Frankfurt. Am 12. Mai 2012 sehe ich diesen mit seinem markanten Turm zum ersten Mal, und am 18. April 2013 stehe ich vor ihm. Um es zu verdeutlichen: Es lagen neun Etappen, oder auch 180 Wanderkilometer, zwischen dem ersten Anblick und dem Ankommen. 

Nach Holzhausen kamen nach einem weiteren Waldstück die Externsteine. Eine komisch anmutenden Gesteinsformation, die an einem See steht. Der Weg führte zwischen dieser Formation hindurch, wieder bergan, an einem neu errichteten Zaun aus Rundholzstämmen entlang. Es strengte mich sehr an, denn das immer gleichmäßige bergan ging ganz schön in die Beine. Ich war froh, wenn es dann mal wieder bergab ging, allerdings mit der Gewissheit, dass es nach bergab auch wieder bergauf geht.

Mitten im Wald stand auf einmal ein Hotel mit Biergarten. Auf dem Schild stand der Name: „Die Silbermühle“. In einem Schaukasten war zu lesen, dass hier schon die eine oder andere Prominenz zugegen war. Obwohl es mich nach einem Bier gelüstete, lief ich weiter. Sehr idyllisch ging es am Silberbach entlang bis zu einer Abzweigung, die nichts Gutes erahnen ließ. Steil bergan, zwischen merkwürdig gewachsenen Bäumen hindurch, musste ich alle Kräfte sammeln, die Beine brannten und 30 Minuten später stand ich vor dem Eggeturm, den ich ja schon von Holzhausen aus gesehen hatte. Ich schnallte den Rucksack ab, bestieg den Turm und bei starkem Wind konnte ich meine Route verfolgen, aus der ich kam und in die ich noch musste. Nach kurzem Aufenthalt ging es immer oben auf dem Bergrücken entlang nur sanft auf und ab. Neben einer sehr gut beschaffenen Teerstraße verlief der Weg nun neben selbiger. Mal lief ich auf der Straße, mal auf dem Weg. Was nun besser war für Beine und Knie war mir nicht ganz klar. Ich switchte hin und her. Um zum Ziel Altenbeken zu gelangen, musste ich den E1 und den Bergrücken verlassen. Die 200 Meter Abstieg waren dann auch schnell geschafft. Altenbeken weist eine Besonderheit auf: Durch die Stadt geht eine imposante Eisenbahnbrücke, die eine Länge von 482 Meter hat und 35 Meter hoch ist. Dieses Viadukt überspannt mit 24 Bögen das Tal der Beke und ist die größte Kalksandsteinbrücke Europas. Unweit dieses Viadukts, welches ich am Abend nochmals aufsuchte, befand sich meine Pension, die mir ein schönes Zimmer bot. Im örtlichen Supermarkt versorgte ich mich mit Wurst, Kartoffelsalat und Bier, welches ich beim Fernsehen gucken genüsslich verzehrte.

Meine Gedanken kreisten auch um den morgigen Tag. Sollte ich ab Willebadessen nach Hause fahren oder eine weitere Übernachtung buchen und bis nach Marsberg wandern? Das Wetter und meine Kondition würden sicher mit entscheiden. Die Kondition war mehr als gut. Außer dem üblichen, wie Rücken-, Knie- und Fußschmerzen, war ja alles in Ordnung. Das Wetter war bis jetzt auch optimal, obwohl es am heutigen Abend anfing zu regnen. 

Abwarten und gute Nacht in Altenbeken.










 







"Hermann" und ich am frühen Morgen.










 




Der E1 führt Direkt durch die Extersteine.


















Ziemlich erschöft auf dem höchten Punkt des Tages. Der Eggeturm, 441 Meter über dem Meeresspiegel. 













Das Viadukt in Altenbeken bei Nacht. Leider etwas verwackelt!


 

Mittwoch, 16. April 2014

22. Etappe…..09.-14. Mai 2011



Mittwoch, 11. Mai 2011
sonnig-warm bei 22 Grad
                        
22. Etappe:  Linderhofe – Dörentrup – Lemgo - Detmold

Tagesstrecke:  31 km
Gesamtstrecke: 569 km
Wanderweg:  E1

Gut geschlafen mussten wir relativ früh aufstehen, denn Astrid wollte gegen Mittag wieder in Bremen sein. Nach dem Frühstück, in Buffetform, wurde sie dann im Hotelbus nach Hameln gebracht. Später sagte sie, es hätte sie sehr beeindruckt, dass die Fahrt nach Hameln so kurz erschien und wir dafür zwei Tage brauchten. Unbewusst rasen und reisen wir von einem Ende zum nächsten. Auto, Bahn oder Flugzeug. Müssten wir alles erlaufen, wären wir sehr schnell entschleunigt! Ich bin mir sicher, dass unser „Freizeitstress“ auch daher rührt, dass wir so mobil sind.
Mein Weg sollte mich heute also nach Detmold führen, den ich dann auch gleich mal hinter Linderhofe verpasste. Jedoch war das nicht weiter schlimm, denn ohne großen Umweg würde ich auch so wieder auf den richtigen kommen. Das geschah dann auch, nach drei Kilometern, in Schwelentrup. Die Wegführung entlang kleiner Straßen und Feldwege war gut markiert und führte zwischen Feldern hindurch. Es wehte kein Wind und die Sonne wollte heute mal zeigen, zu was sie imstande sei. Der Schweiß floss nur so. Kurz vor Dörentrup hörte ich schon kreischende Kinder und eine Geräuschkulisse, die vermuten ließ, dass mehr als fünf Kinder hinter der nächsten Ecke sein mussten. Leicht bergab ging es zu einem Bauernhof mit vielen Spielgeräten und den vermuteten Kindern. Ein Schild deutete auf einen Ferienbauernhof hin. Mein Weg ging quer über selbigen. Die Kinder und zum Teil auch Erwachsene waren entweder körperlich oder geistig eingeschränkt, aber alle mit einem Lächeln auf den Lippen. Zwei kamen auf mich zu und fragten, nicht nach meinem Weg oder meinem Vorhaben, nein, sie fragten: „Was machst du hier..?“ Erst wusste ich gar nichts darauf zu antworten und aus der Verlegenheit heraus sagte ich dann: „Wandern!“ Bevor die beiden überhaupt lange über meine Antwort nachdenken konnten, rannten sie auch wieder weg in Richtung eines ankommenden Treckers mit Anhänger, auf dem weitere Kinder saßen. Es waren wohl Rundfahrten und sie waren nun an der Reihe mitzufahren. Lange habe ich noch darüber nachdenken müssen, warum mich die Situation so verunsichert beziehungsweise beängstigt hat. Es ist wohl die Unsicherheit, wie man mit körperlich und geistig behinderten Menschen umgehen soll. Und ich kam zum Ergebnis- ganz normal, wie mit Nichtbehinderten. Sicher wünschen sie es sich auch von ihrer Umwelt.
Nach kleinen Orientierungsschwierigkeiten ging es nun durch herrliche Laubwälder. Das Maigrün der jungen Triebe tat schon fast in den Augen weh. Immer wieder konnte ich durch Lichtungen in die Ferne gucken und der Weg war ein reiner Wanderpfad, der identisch mit dem Wanderweg- Hansaweg war. Menschen sind mir nicht begegnet! Kurz vor Lemgo endete der Wald. Lemgo kannte ich nur vom Hörensagen und verband damit eigentlich nur den Handballsport, für den ich mich nicht wirklich interessierte. Trotzdem sei erwähnt, dass Handball dort sehr erfolgreich gespielt wird, Meisterschaften und Pokale wurden errungen. Die Spiele finden in der Lipperlandhalle, an dem der E1 direkt vorbei ging, statt. Der E1 führt nicht direkt durch die Stadt, mehr am Rand der Innenstadt, auf dem alten Stadtgraben entlang. Ich haderte mit mir, kurz auf ein Bier in die Stadt zu gehen. Während ich noch überlegte, war die Möglichkeit auch schon dahin, Lemgo lag schon hinter mir.

Auf der Südseite von Lemgo ging es dann erst mal bergan. Immer wieder blickte ich zurück und konnte meinen heutigen Weg bestimmen. Langsam bekam ich Hunger, jedoch war nie der für mich richtige Platz zu finden. Als ich die Suche aufgab, setzte ich mich einfach an den Rand einer kaum befahrenen Straße und machte Pause. Ein junges Mädchen, dass des Weges kam, würdigte mich keines Blickes.

Zwei-, dreimal guckte ich irritiert auf die Karte. Sollte ich wirklich erst die Hälfte geschafft haben? Weiter, zwischen einem Gehöft in Wahmbeck hindurch, gab es einen kleinen Anstieg. Absperrungen und Warnschilder wiesen auf einen Steinbruch hin, der auch noch in Betrieb war. Der Weg führte direkt an der Abbruchkannte entlang zum Ort Loßbruch. Als ich in Loßbruch auf eine Kreuzung kam, war diese komplett gesperrt. Große Teermaschinen und Walzen erneuerten die Fahrbahn.  Ich konnte nicht erkennen, wie ich an dieser Stelle vorbei gelangen könnte. So zwängte ich mich zwischen frischem Teer und Graben, Graben und Zaun, Zaun und Teer hindurch, um auf der anderen Seite der Straße festzustellen, dass auf der anderen Seite ein Durchgang war.

Meine Beine wurden müde, der Rücken tat weh. Ich wusste, dass nach dem nächsten Hügel Detmold in Sicht kommen würde. So lief und lief ich entlang eines schönen Weges, blickte immer wieder über die Felder. So ging das gute 30 Minuten, als in mir die Frage hoch kam, wann ich denn wohl den letzten Wegweiser vor Augen hatte. Lange her, zu lange. Als auch am nächsten Baum kein Wegweiser zu erkennen war, musste ich mich mit der Tatsache auseinander setzen, dass ich den Weg verfehlt hatte. Dieses Mal, sehr sauer auf mich selbst, ging es auf dem Absatz zurück, im strammen Schritt. Nun wieder auf dem rechten Weg konnte ich Detmold erkennen und auch auf einem Berg das Hermannsdenkmal, südwestlich von Detmold auf einer Anhöhe. Ich freute mich schon auf mein Bierchen, das mich gleich in Detmold erwarten würde. Es wartete noch lange, denn der Weg zog sich noch sehr. Erst nachdem es gute fünf Kilometer oder auch 80 Minuten durch Vororte ging, stand mein Bier vor mir. Ich war alle. Detmold empfinde ich als sehr schön. Alte Häuser, schöne Plätze. Obwohl ich mich noch gerne weiter ausgeruht hätte, musste ich weiter. Die Jugendherberge lag etwas außerhalb auf einem Hügel zwei Kilometer vom Stadtkern entfernt. Auf dem Weg dorthin bin ich an schönen Villen vorbei gekommen, alten wie neuen. In der Jugendherberge habe ich dann ein Vierbettzimmer mit eigener Dusche und WC bekommen, Rennmäuse waren natürlich auch zugegen.

Frisch geduscht meldete sich der kleine Hunger. Also wieder zurück in die Stadt. Und nun war es wieder mal so weit: Die sozialen Ängste kamen in mir hoch. Auch wenn ein Restaurant schön aussah, traute ich mich nicht hinein. Der Druck, gesehen zu werden, was ja klar wäre, war so groß, dass ich mich nicht traute, irgendwo reinzugehen. Als ich dann allen Mut zusammen nahm und ein Restaurant betrat, sagte man mir, dass die Küche schon zu sei. Puh- war klar! So irrte ich mit großem Hunger durch Detmold umher. Als ich dann schon wieder auf dem Rückweg zur Jugendherberge war, ohne zu essen, erblickte ich eine Art Biergarten. Ich sondierte die Lage - ein Tisch war frei. Angst, leck mich mal, ich habe Hunger und Durst. Am Ende waren es ein Salat und ein paar Biere.

Auf dem Weg zur Schlafstätte machte ich mir über mein Verhalten viele Gedanken. Warum, weshalb und überhaupt. Aber wer ist schon frei von Ängsten, real oder nicht. Überwunden sind die Ängste meist nicht schlimm. Üben, üben, üben!

Gute Nacht und bis Morgen, Herman (Hermansdenkmal).


   

 



Lemgo, die "Handballstadt", lag hinter mir. Über die Hügel im Hintergrund bin ich gekommen.
 






Straßenarbeiten in Loßbruch. Hier war es gar nicht so leicht durch zu kommen!








Detmold voraus. Herman (Hermansdenkmal) war schon in Sicht, auf den Hügeln hinter Detmold. 









80 Minuten später, in der schönen Stadt Detmold, das wohlverdiente Bier. Ich kann behaupten, ich war alle!



Montag, 14. April 2014

21. Etappe…..09.-14. Mai 2011



Dienstag, 10. Mai 2011
sonnig  bei 21 Grad
                        
21. Etappe:  Aerzen – Hohe Asch – Hummerbruch - Linderhofe

Tagesstrecke:  21 km
Gesamtstrecke: 538 km
Wanderweg:  E1

Leicht verkatert wachten wir relativ früh auf. Das Frühstück für uns war bereits gedeckt, wir waren die einzigen Gäste. Während wir aßen, konnten wir zwei Gartenrotschwänze beobachten, die ebenfalls frühstückten, fliegende Ameisen sollten es sein. Sehr geschickt „pflückten“ sie diese vom Himmel.

Bepackt und gesättigt ging es nun auf einem Forstweg durch dicht bewachsenen Nadelwald gen Westen. Ab und an ließ eine Lichtung den Blick in die Ferne schweifen. Unverkennbar war dies ein Wirtschaftswald. Leider wurde uns das nach drei Kilometern dann auch vor Augen gehalten. Eine Gedenktafel erinnerte an ein Unglück mit einem Forstmann. Außer, dass hier Holz geerntet wurde, wurde hier auch gejagt. Etliche Hochsitze deuteten darauf hin. Verbotenerweise machten wir eine Rast auf einem dieser Hochsitze, der Ausblick war sehr schön. Als wir am Waldrand angekommen waren, eröffnete sich uns ein wunderbarer Blick über blühende Rapsfelder und schöne Wiesen im hügeligen Gelände. Der Weg führte nun in Wellenlinien durch selbiges. Feldlerchen waren überall. Astrid klärte mich auf, dass die Lerchen nur im Steigflug singen, wieder was dazu gelernt. Feldlerchen, besser gesagt ihr Gesang, erinnern mich an meine Kindheit. Auf den Wiesen hinter meinem Elternhaus gab es sie in Scharen. In Reine war die Landesgrenze und somit liefen wir ab jetzt in Nordrhein-Westfalen. Hier war die Straße aufgrund Sanierungsarbeiten für den Autoverkehr gesperrt. Das kam uns sehr zugute, denn so konnten wir mitten auf der Straße, die keinen Rad-oder Fußweg hatte, bis zur nächsten Abzweigung laufen ohne Gefahr zu gehen, überfahren zu werden.

Ein steiler Anstieg zur Hohen Asch war unser nächstes Ziel, das durch lautes Hundegebell schon angekündigt wurde. Oben angekommen staunten wir nicht schlecht. Dort befand sich ein für meine Begriffe merkwürdig anmutender Garten mit vielen Elementen, die scheinbar ohne System angeordnet waren. Ein Mann, nicht gerade vertrauenswürdig, kam auf uns zu. „Die Hunde bellen nur, hier kommen ja nicht viele entlang“- „Ach, der will nur spielen“ - schoss es mir durch den Kopf. Ich wollte gerne weiter, aber Astrid unterhielt sich noch und so blieb auch ich stehen. Bei genauem Hinhören und Hingucken glaubte ich nicht mehr, dass dieser „Berufsaussteiger“ ohne irgendwelche berauschenden Hilfsmittel in den Blutkreislaufbahnen auskommen konnte. Später meinte Astrid dann, dass der Mann nach  Marihuana gerochen hätte, was meine These ja nur bestätigte. Seine Behauptung, von der Hohen Asch aus den Brocken im Harz sehen zu können, glaubte ich auch nicht so recht, denn der war gute 100 Kilometer entfernt. Vielleicht geht das mit Marihuana, wer weiß das schon.

Im Zickzack ging es nun weiter über Felder und Wiesen, ab und an durch einen Wald. Astrid merkte ihren Rücken, gerade wenn es bergab ging, da dann der Rucksack mehr drückte und schob. Ihre Füße waren völlig ok, was mich bei dem Schuhwerk mehr als verwunderte. Waldwege waren Schotterpisten, eine Anhöhe jagte die nächste. Eine Stunde vor dem Ziel durchquerten wir nochmals ein Waldstück, das auf einer Anhöhe lag. Umfangreiche Waldarbeiten fanden hier statt. Und so manch ein Waldarbeiter hatte bei seinen Rodungsarbeiten wohl bemerkt, dass mit der Baumwegnahme auch die Wegmarkierung entfernt wurde, die, wie man sich denken kann, an Bäumen befestigt oder gemalt wurden.  Kurzerhand wurden Wegweiser an andere Bäume gesprüht, im grellen orange und so groß, dass selbst ein noch so Ungeübter den Weg finden würde. Erinnerte mich an Slalomstangen auf einer Skipiste. Ein Verlaufen war jetzt nicht mehr möglich und so standen wir an der Burg Sternberg in Linderhofe. An der Straße, die in den Ort führte, ging es zum Hotel. Das Zimmer mit Balkon war gut, der Innenhof neu bepflanzt, aber schattig. Es gab auch ein Schwimmbad, das sicher mal ein Highlight war, aber nun nicht mehr standesgemäß war. Es waren recht viele Gäste im Hotel, ein Reisebus machte hier Station. Die Küche kredenzte deshalb eine Art Buffet, an dem wir uns auch zu kleinem Preis bedienen konnten. So aßen wir recht üppig.

Mit der Rezeption haben wir dann noch abgeklärt, dass Astrid am frühen Morgen mit dem Hotelbus nach Hameln gebracht werden konnte, um von dort mit dem Zug zurück nach Bremen zu fahren. Die beiden Tage in Begleitung waren gut und schön. Die nächsten Tage werde ich wieder alleine sein mit meinen Gedanken, meinen Gefühlen und ohne eine kompetente Naturliebhaberin, die mir Neues erklären und beibringen könnte. Auch wenn ich das erst traurig fand, ist es auch eine andere Art des Wanderns, ohne auf jemanden Acht zu geben, ohne sich abstimmen zu müssen. So hat jede Art des Unterwegsseins  seinen Reiz. Schön, beides in einer Wanderung vereinen zu können. So geht mein Weg nun ohne Begleitung weiter, weiter bis zum Bodensee, immer dem E1 folgend. Morgen aber erst mal stramme 31 Kilometer bis nach Detmold. 


   

 





Nach guten 4 Kilometern Wald, eröffnet sich uns eine schöne Feldlandschaft, kurz vor Reine und der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen.









 








Wegweiser bei Reine.Wanderherz, was willst du mehr!













Wer sich hier, kurz vor Linderhofe, verläuft, sollte sich lieber eine andere Freizeitbeschäftigung suchen!