Mittwoch, 11. Februar 2015

29. Etappe…..05.-13. Mai 2012





Dienstag, 08. Mai 2012
Windig und frisch  bis 17 Grad                        
29. Etappe:   Willingen – Küstelberg - Winterberg

Tagesstrecke:  22 km
Gesamtstrecke: 725 km
Wanderweg:  Rothaarsteig



Mein Schlaf war nicht so gut. Zum einen konnte ich nicht wirklich gut einschlafen, zum anderen wurden das Bett und ich keine Freunde. Der Blick aus dem Fenster war nicht berauschend. Nicht weil etwa, weil das Wetter nichts Gutes verhieß, sondern weil ich nur Bäume sah.

Um zum Gastraum zu gelangen, musste ich durch einige Räume und Gänge. Hier und da standen Sachen rum, die da eigentlich nichts verloren hatten, zu mindestens nicht, wenn man ein Hotel führt. Hier ein Staubsauger, da ein Pappkarton mit alten Zeitungen, ein kaputter Spiegel lehnte an der Wand. Im Gastraum angekommen musste ich nicht lange nach meinem Platz suchen, es war nur ein Platz eingedeckt. Ich entdeckte eine Zeitung, guckte auf sie und las eine Überschrift, in der auch Wladimir Putin vorkam. Nun ja, der ist ja immer noch Thema! Der Hotelbesitzer, der nun Frühstückskraft war, sagte: „ Guten Morgen, die Zeitung können sie nicht bekommen, die muss ich erst lesen!“. Ups, das war mal eine Ansage. Das Frühstück war sehr übersichtlich, aber für diesen Morgen ausreichend. Während ich in der einen Ecke des Raumes saß, saß „die“ Frühstücksbedienung in der anderen über der Zeitung. Das Radio lief, ein Lokalsender, der auch einen Wetterbericht lieferte: Kein Regen, auf den Anhöhen kann es windig werden. Am Ende des Tages konnte ich das bestätigen. Nun angerödelt mit meinen Sachen verabschiedete ich mich vom Besitzer, der nun „Putzfrau“ war.

Mein erstes Etappenziel am heutigen Tag war der Langenberg und dazu mussten 250 Höhenmeter überwunden werden. Der Langenberg, mit Gipfellage im Hochsauerlandkreis in Nordrhein-Westfalen nahe der Grenze zum Landkreis Waldeck-Frankenberg in Hessen, ist mit 843 Meter Höhe der höchste Berg des Rothaargebirges, von Nordrhein-Westfalen und des nordwestlichen Teils von Deutschland. Zuerst ging es jedoch über eine Skipiste, die zu dieser Jahreszeit eine große grüne Wiese war, zum Übergangsweg Richtung Rothaarsteig. Das war schon mal für diesen Morgen ganz schön anstrengend. Ich legte ein zwei kurze Pausen ein und  blickte zurück nach Willingen. Am Grad angekommen, dem Rothaarsteig nach Süden folgend, kam ich 30 Minuten später am Gipfel des Langenbergs an. Die Sonne schien, der Wind war ordentlich, wie im Radio angekündigt. Ich machte schnell das obligatorische Beweisfoto und ging weiter. 

Nun wechselten sich dichte Waldgebiete und offene Flächen regelmäßig ab. Die Sicht war gut und so legte ich einige Pausen zum in die Ferne Gucken ein. Die offenen Flächen waren mit Heide bewachsen. Am Clemensberg machte ich meine erste längere Rast. Von hier oben konnte ich weit in den Süden gucken und direkt vor mir, in der Tiefe, tat sich ein riesiges Loch auf. Der Steinbruch vom Clemensberg, in dem Diabas abgebaut wurde. Ich unterbrach meine Rast, es wurde durch den Wind zu kalt, und ging weiter in einen Wald auf eine Lichtung zu, auf der ein schöner Rastplatz war. Der Wind konnte hier nicht greifen und so entschloss ich mich, hier eine weitere Kaffeepause zu machen, als eine Truppe Frauen selbiges vorhatte. Viel Geschnatter um mich herum und die Bitte an mich, die Gruppe im Bild fest zu halten. Gesagt getan – ich bin ganz Mann auf einen wackeligen Mülleimer gestiegen und habe ein Foto gemacht. Als dann noch ein Auto mit einem Anhänger vorfuhr und zwei Bierzeltgarnituren auslud, wurde es Zeit zu gehen.  Überhaupt waren für einen Dienstag sehr viele Menschen unterwegs.

Gemächlich ging es weiter. Die Landschaft war total lieblich, sanfte Wege, kleine An- und Abstiege durch Wälder und Wiesen. Schöne Aussichten und tolles Wetter. Hinter Küstelberg gab es große Weihnachtsbaumplantagen, die irgendwie nicht so schön waren. Bäume wie Soldaten in Reih und Glied, Monokultur ohne sonstiges Leben. So schlenderte ich dahin ohne zu merken, dass ich schon gegen Mittag sehr weit gekommen war. Die ersten Ausläufer von Winterberg waren zu sehen und so entschloss ich mich, auf einer Wiese mit Blick auf Winterberg eine Pause einzulegen. Die Feldlärchen flogen umher und sangen ihr Lied, als mir die Augen zufielen.  Schon nach kurzer Zeit wurde ich durch einen Radfahrer, dessen Schutzblech klapperte, geweckt. Etwas benommen vom Kurzschlaf wollte ich nun die letzte Etappe nach Winterberg und dem Hotel antreten. Schnell war ich in Winterberg, ein Supermarkt am Bahnhof musste noch aufgesucht werden, um für den nächsten Tag Nahrung zu besorgen. Zum Hotel konnte es nicht weit sein, also ging ich los. Ich folgte einer breiten Straße, die aus meiner Sicht direkt zum Hotel führen musste. Doch im ersten Anlauf fand ich es nicht. Nach einem Kilometer drehte ich um, wieder zum Ausgangspunkt. Ich versuchte es ein weiteres Mal, was ja idiotisch war. Das bemerkte ich auch und ging wieder zurück. Ratlos guckte ich auf meine Karte, meine Aufzeichnungen. Da stimmte was nicht. Nun kam Plan B ins Spiel. Ich folge dem Rothaarsteig, das Hotel liegt nur unweit des Weges, ich müsste fast daran vorbei kommen. So ging es am Rand von Winterberg wieder nach oben, bis ich an der Sprungschanze Winterberg ankam, bog kurz nach links ab, ging ein Stück geradeaus und plopp, stand ich wieder an der Stelle, an der ich schon vor einer Stunde stand. Nicht, dass in mir Ungehaltenheit hoch kam, nein, aber ich bemerkte erhöhte Temperatur. Warum ich dann weiter nach oben ging, weiß ich nicht, Instinkt vielleicht. Fakt war aber, ich kam dann doch an. Später stellte ich fest, dass eine Straße, Am Walterberg, zweimal in Winterberg vorkam, einmal als alte Straße die durch Winterberg führt,  und einmal als neue, als Umgehungsstraße, um Winterberg rum. Das hat zu der Verwirrung geführt.

Im Hotel gab es erst mal ein Bierchen zum Beruhigen. Das Hotel selbst war schon älter, aber gut in Schuss. Während ich mein wohlverdientes Bier genoss, guckte ich mich um. Allerhand Bilder hingen an der Wand. Bilder mit mir durch Funk und Fernsehen bekannten Persönlichkeiten. Da hing zum Beispiel Albert Alexandre Louis Pierre Rainier Grimaldi, besser bekannt als Prinz Albert von Monaco, mit seiner Bob-Mannschaft, der wohl hier sein Lager aufgeschlagen hatte. Immer wieder finde ich in Hotels derartige Bilder mit bekannten oder weniger bekannten Zeitgenossen. Ich finde das immer merkwürdig, was soll das bringen, Aufwertung oder Historie.

Das Zimmer war klein, aber gut ausgestattet. Was mich wunderte, war die Einfachverglasung. Der Hunger trieb mich wieder in die Gaststube, in dem ich mal wieder der einzige Gast war. So kamen drei Bedienstete auf einen Gast, eben auf mich, zu. Ich hielt es für richtig, dass sich diese drei nicht für überflüssig hielten und brachte sie auf Trab. Das sah wie folgt aus:

Als erstes bestellte ich ein Bier und einen Salat, dem eine Spargelsuppe folgte. Der Hauptgang bestand aus Tafelspitz mit jungem Wurzelgemüse und gewürfelten Kartoffeln. Zum Abschluss gefrorenes Tiramisu auf einem Fruchtspiegel. Die Getränke zwischen den Gängen möchte ich nicht weiter erwähnen, außer dem abschließenden Espresso inklusive Birnenbrand. Weil mir alles so gut geschmeckt hatte, die Bedienung, der Chef hinter der Theke und der Koch sich sehr um mich gekümmert hatten, gab ich dann noch eine Runde Bier aus. Alle waren zufrieden und so schwankte ich die Treppe zum Zimmer hinauf mit der Frage, wie oft  Albert Alexandre Louis Pierre Rainier Grimaldi wohl hier schwankend rauf gegangen war und vor allem mit wem?

Ein wundervoller Tag endete, es dürfen gerne weitere folgen. Es macht Spaß und es bringt Freude, Zufriedenheit und Glück, wenn man es zulässt!  













 
Auf dem Langenberg bei Willingen, 843 Meter hoch.












Vom Clemensberg Richtung Süden. Der Diabast Steinbruch. Im Hintergrund die Ortschaft Hildfeld.

















Schnell war hier die Ruhe vorbei. Erst schnatternde Frauen, dann wurden zwei Bierzeltgarnituren aufgebaut, ohne mich!


Mein Abendessen.......




Salat..........








.........Spargelcreme Suppe........








........Tafelspitz mit jungem Wurzelgemüse und gewürfelten Kartoffeln.....









.......gefrorenes Tiramisu auf einem Fruchtspiegel....







......Puh.........