Sonntag, 23. März 2014

15. Etappe..13.-17.Sept. 2010


Montag, 13. September 2010
Sonne Wolkenmix bei 18 Grad
                        
15. Etappe: Wennebostel - Otternhagen

Tagesstrecke:  19 km
Gesamtstrecke: 412 km
Wanderweg:  E1


In diesem dritten Wanderjahr gibt es aus den Erfahrungen der letzten Jahre wieder einige Veränderungen. Meine Angst, wie ich sie im ersten Jahr 2008 beschreiben habe, überfallen und ausgeraubt zu werden, war gänzlich gewichen. So hatte ich dann auch mein ganz normales Portemonnaie mitgenommen und auch eine kleine Digitalkamera, die ich mir von meiner Tochter geliehen habe. Somit wurden die Bilder zum einen besser, und es gab ab jetzt viel mehr! Ein grüner Poncho war auch im Gepäck, denn die Wetteraussichten waren nicht so gut. Meine „Gut“ Klamotten hatten sich bewährt und wurden selbstverständlich auch eingepackt. Ebenfalls neu war ein MP3 Player. Mein Sohn hatte mir das Hörbuch „Ein Mann, ein Fjord“ von Hape Kerkeling aufgespielt. Somit konnte es los gehen.

Die Deutsche Bahn brachte mich über Hannover zum Startpunkt Bissendorf. Um Punkt 10.41 Uhr stand ich auf dem Bahnsteig, den ich am 28. Mai 2009 verlassen hatte. Außer, dass über ein Jahr vergangen war, war ich auch in einem ganz anderem Zustand. Ich fühlte mich körperlich und geistig sehr gut. Auf den ersten zwei Kilometern nach Wennebostel und dem E1 merkte ich, wie meine Lust auf das Wandern, das in mich gehen, das nur für mich sein, hoch stieg. Es waren richtige Glücksgefühle. Als ich in Wennebostel dann den ersten Hinweis auf den E1 mit der Aufschrift Flensburg-Genua sah, kribbelte es richtig im Bauch. Ich wollte nun unbedingt ein Foto mit mir und dem Ortsschild machen. Die Möglichkeit hatte ich ja, denn die Kamera von meiner Tochter hatte einen Selbstauslöser, was man noch oft bemerken wird, die Bilder von mir nehmen schlagartig zu. Nachdem ich es also fertig brachte, es dauerte gefühlte 45 Minuten, ein akzeptables Bild von mir und dem Ortsschild zu machen, ging es auf kleinen, fast unbefahrenen Straßen Richtung Westen. Die Wegstrecke war super beschildert und sehr schön. Wald und Feld wechselten in regelmäßigen Abständen. An Waldrändern standen wunderbare Steinpilze, die ich am liebsten abschneiden wollte. Das Wetter hatte es gut mit mir gemeint, der blaue Himmel wurde nur ab und an durch einige Wolkenfelder unterbrochen, die Temperaturen waren zum Wandern sehr angenehm. Auf Weiden standen mal Pferde, mal irre aussehende Rinder mit langen Hörnern und zotteligem Fell. Meine Beine waren gut, der Rucksack etwas nervig. Warum, sollte ich ich erst auf den längeren Strecken feststellen, heute wurden es ja nur 19 Kilometer zum Einlaufen.

Als abzusehen war, dass es eine längere Zeit sonnig bleiben sollte und sich mir eine Bank mit Schnitzereien auftat, beschloss ich, Pause zu machen. Käse, Wurst und Kaffee, ein paar Kekse. Auch ein Foto, mit Selbstauslöser, musste mal wieder gemacht werden. So saß ich in der Sonne, guckte über die Wiesen, als ein VW Lupo langsam auf dem schmalen Feldweg an mir vorbei rollte. Erst mal nichts außergewöhnliches. Doch so ganz normal fand ich es dann doch nicht. Die Farbe des kleinen Volksautos hatte ich so noch nicht gesehen. Der Wagen war in rot und blau gehalten, Aufkleber am und Wimpel im Auto deuteten unmissverständlich darauf hin: Ein FC Bayern München Fan durch und durch. Ich meinte sogar, eine umhäkelte Toilettenpapierrolle in rot und blau gesehen zu haben, vielleicht auch nur in meiner Phantasie. Sein Wochenende war sicher nicht das Beste, denn am Samstag zuvor hatten es seine Bayern gegen Werder Bremen nur zu einem 0:0 gebracht und waren am 3. Spieltag auf Platz 11. Erster waren Hoffenheim und Mainz!  Am Ende der Saison wurden die Bayern dritter, Dortmund Meister, während Frankfurt und St. Pauli ihr Glück in der  2. Liga suchen mussten - Nischenwissen! Während ich noch über die Klorolle nachdachte, rollte der Lupo samt beleibtem Insassen wieder an mir vorbei, aber eben in die andere Richtung. Es kam, wie es kommen musste: Lupo hielt an , beleibter Mann kurbelte das Fenster runter und fragte die allgegenwärtige Frage: „Na, wo soll es denn hin gehen?“ „Otternhagen“ lautete meine kurze knappe Antwort. „Dann sind Sie ja gleich da“. Ach! Im weiteren Verlauf erzählte ich dann ein wenig mehr vom E1 und meinem Vorhaben. Wie so oft, wenn man mich ansprach, hatte auch dieser Interessierte schon eine Tour gemacht. Mit Freunden ist er den Rennsteig in Thüringen gewandert. Leidenschaftlich berichtete er, wie schön das Wandern doch wäre. Unsere Unterhaltung dauerte gefühlte 30 Minuten, wobei ich kaum zu Wort gekommen war, somit war es auch keine Unterhaltung, es war ein Bericht seinerseits. Als er sich dann verabschiedete, er brauchte ja nicht in den Wagen zu steigen, da er ja nicht ausgestiegen war, fuhr der „Bayern Express“ wieder langsam in die Richtung, in die es auch für mich weiter ging.
Das sind die schönen und lustigen Dinge einer Wanderung, die mir in 2009 allzu zu selten passiert waren - kein Wunder, ich war ja gefühlt nur im Wald unterwegs.

Kaum eine Stunde nach dem Erlebten stand ich auch schon in Otternhagen. Das Hotel war schon von weitem zu erkennen, und zu erkennen war auch, dass sich der Zoll mit zwei Autos vor dem Hotel postiert hatte. Im Hotel stand ich dann erst mal vor der Rezeption und habe keinen angetroffen, auch mein klingeln bewirkte nichts. So ging ich in die Gaststube und traf eine junge Kellnerin. Sie meinte dann, dass die Chefin derzeit beschäftigt war. Schon klar, der Zoll. Ich bestellte Bier und setzte mich auf die Terrasse, ein zweites Herrenhäuser sollte folgen. Die Kellnerin hatte dann meinen Zimmerschlüssel in der Hand und bat mich, ihr zu folgen. Das Zimmer für 45 Euro war ein Traum. Groß, mit Flachbildschirm, Doppelbett und Badewanne, die ich sogleich nutzte.

Frisch und guten Mutes ging es wieder zur Gaststube, die nun gut besucht war. Ich bestellte Spanferkel mit Zwiebeln und Herrenhäuser und schrieb Tagebuch. Ich glaube, Herrenhäuser knallt ganz schön in den Kopf, oder war es letztlich wohl eher die Menge - es waren 0,4 Liter Gläser.

Recht benebelt ging ich dann auf mein Zimmer im ersten Stock, versuchte noch ein wenig Fernsehen zu gucken und schlief dann doch ein. Was ich noch mitbekommen hatte, war, dass es morgen den ganzen Tag regnen sollte, das fing auch schon in der Nacht an. Da ich durch Nachdurst wach wurde, schaute ich aus dem Fenster und sah, dass es schon sehr stark regnete. Egal, ich hatte eine Poncho. 












Die Kamera meiner Tochter hatte einen Selbstauslöser, somit gibt es nun mehr Bilder von mir.







 






Die erste Wegmarkierung 2010 in Wennebostel.







 










Schöne Wege führen durch die Wälder........



















.........an denen herrliche Steinpilze standen.













Pause in der Nachmittagssonne. Kurze Zeit später kam der "Bayern Express".













 

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