Dienstag, 4. Februar 2014

4. Etappe....10. - 17.Mai 2008



Mittwoch, 14. Mai 2008 
sonnig/wolkenlos bei 22 Grad

                                      

4. Etappe: Rendsburg - Nord-Ostsee-Kanal – Breiholz – Embühren - Hohenwestedt



Tagesstrecke:  32 km
Gesamtstrecke: 106 km
Wanderweg: Regionale Wege



Recht früh bin ich wach geworden. Meine Aufmerksamkeit galt als erstes meinen Füßen, die ich vor dem zu Bett gehen mit Mobilat Schmerzsalbe massiert hatte. Die Maßnahme schien Wirkung zu zeigen, denn zum einen hatte ich keine Schmerzen, zum anderen fühlte sich alles sehr gut an. Das Massieren mit Mobilat würde die nächsten Tage ein allabendliches Ritual werden. Eine Premiere stand an:  Das erste Mal Frühstücken im Hotel. Das war schon mal ein guter Start in den Tag, obwohl der Ausblick auf den Parkplatz nicht so erquickend war. Im Verlauf meiner Tour durch Deutschland werde ich immer öfter Hotels einer Jugendherberge vorziehen. Jugendherbergen liegen nicht immer günstig zum Wanderweg und sind auch nicht, wie man glauben könnte, kostengünstig. Zwischen 27 und 33 Euro für ein Einzelzimmer ist auch hier zu zahlen. Inklusive Frühstück, Bett selber beziehen und lärmenden Klassenfahrten. 


Ich brauchte nur 15 Minuten vom Hotel zum Nord-Ostsee-Kanal, den ich mit der Schwebefähre, die unter der Eisenbahnbrücke Rendsburg hängt, überqueren wollte. Der Nord-Ostsee-Kanal, bis 1945 „Kaiser-Wilhelm-Kanal“, wurde 1895 in Betrieb genommen und ist gute 100 Km lang. Die Schiffe, die diesen Kanal befahren, ersparen sich bis zu 800 km Seeweg um Dänemark, um zum jeweilig anderen Meer zu gelangen. Der Kanal hat Besonderheiten, die einem so gar nicht bekannt sein dürften. Zum Beispiel sind alle Überquerungen, egal ob Fähre oder Brücken, umsonst und durch den Kanal gibt es mehr Schiffspassagen als durch den Panamakanal und den Suezkanal zusammen. 


Nachdem ich also kostenlos auf der Südseite des Kanals angekommen war, ging es Richtung Westen. Zwölf Kilometer auf einem Versorgungs- und Wirtschaftsweg. Ab und an kamen mal große, mal kleine Schiffe zur Abwechslung vorbei. Das Wasser war spiegelglatt, und es war keine Strömung zu erkennen. Mir wurde langweilig, und die Füße meldeten sich auch wieder mal. Der Rucksack schien mir heute auch schwerer zu sein. Irgendwie alles nicht optimal an diesem sonnigen und wolkenfreien Morgen. 


Gegen Mittag kam ich am Fähranleger Breiholz an. Ab hier würde ich gen Süden abbiegen. Zuvor suchte ich am Anleger aber noch einen Imbiss auf. Sonnenschirme gaben Schatten, und ich bestellte mir ein Alster und eine Bratwurst. Der Imbiss wurde gut besucht und ich verweilte sicher 40 Minuten, um mir nicht nur mein Mittag zu gönnen, nein, auch, um andere hungrige Mäuler zu beobachten. In meinem Tagebuch notierte ich dann auch: „ Bei Breiholzfähre Alster und Bratwurst. Was hauen sich die Leute teilweise rein!! Man, man.“ Was und wie viel sich die anderen Besucher „rein hauten“, weiß ich nicht mehr, es muss mich aber nachhaltig beeindruckt haben.


Nach einem kurzen Stück entlang einer Landstraße ging es durch einen Waldstück und weiter über schmale Teerstraßen zwischen beackerten Feldern, nach Embühren und Hütten. Saftige Wiesen wechselten sich mit maigrünen Buchenwäldern ab. Zwischenzeitlich hatte ich mir eine kurze Hose angezogen, denn es wurde mir schon mächtig warm. Die Füße meldeten sich auch, allerdings nicht im positiven. Die Karte wurde an fast jeder Kreuzung gezückt, um den weiteren Weg zu bestimmen. Ich war froh, das als Kind gelernte Lesen der Karten nun sicher anwenden zu können.

Die Straßen zum Zielort, Hohenwestedt, wurden immer breiter und befahrener. Nun taucht also wieder das Thema „Wandern an befahrenen Straßen ohne Rad- und Fußweg“ auf. Erschwerend kam hinzu, dass die Gegend ein wenig hügelig war und die Fahrbahnränder mit ca. 60 cm hohen Gras bewachsen waren. Als Fußgänger sollte ich ja links laufen, was in Linkskurven problematisch wurde. Durch das hohe Gras und die Beschaffenheit der Landschaft war ich erst sehr spät zu erkennen. So horchte ich vor jeder Kurve, ob ein Auto kommen würde und wenn das der Fall war, stellte ich mich mindestens einen Meter abseits der Straße an den Rand. Mir war bei dem Ganzen nicht wohl. Auch immer erschrockenen Fahrzeuglenkern in die Augen zu gucken hielt ich für nicht optimal. Ich bog in den nächstbesten Weg ein, bloß weg von der Straße, egal, ob ich einen Umweg zu laufen hatte. Der Umweg war dann auch gar nicht allzu groß. Kurz vor Hohenwestedt bekam ich dann ein echtes Tief. Ich setzte mich einfach an den Rand des Weges, trank Wasser mit Kalzium, das ich immer zur knallblauen Iso-Flasche dazu gab, legte den Rucksack ab und zog meine Schuhe aus. So verweilte ich dann wohl gute 30 min und guckte mir die Landschaft an. Als ich mir die Karte nahm, stellte ich fest, dass ich nur noch zwei Kilometer, oder auch 30 Minuten, vom Tagesziel entfernt war. Schuhe an, Rucksack geschultert, auf ging es.

40 Minuten später stand ich vor meiner Unterkunft. Ich hatte mich Privat eingemietet und die Vermieterin, sicher schon über 75 Jahre alt, erwartete mich schon. Ich bezog das ganze Obergeschoss mit Bad, Küche, Wohn-und Schlafzimmer für 27 Euro. 


Heute war Waschtag, „Rei in der Tube“ war natürlich mit. Nachdem meine Wäsche und ich frisch waren, ging es in die City zur Apotheke. Neues Mobilat und ein Lippenpflegestift waren mein Begierde. Weiter zum Supermarkt Postkarten kaufen und zu einem Italiener. Hier schrieb ich auf der Terrasse Tagebuch und  Postkarten, während ich auf meine Bestellung wartete.  Nach Essen, Wein, Grappa und Espresso ging es beseelt  in „meine“ Oberwohnung.

Das Wandern alleine hatte seinen Reiz und doch fühlte ich mich oft einsam.

Ein anstrengender Tag in reizvoller Landschaft neigte sich dem Ende entgegen.


Mit eingecremten Fußen und sehr müde ging ich ins Bett und schlief sehr sehr gut.     

      




 



Die 68 Meter hohe Eisenbahnbrücke mit Schwebefähre in Rendsburg. Ein herrlich sonniger Tag lag vor mir.











 12 Kilometer ging es am Nord-Ostsee-Kanal bis nach Breiholz.
















Die immer wieder zu durchquerenden Wälder, im wunderschönen maigrün, boten zur Abwechslung auch wohltuenden Schatten. 



 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen