Mittwoch,
14. Mai 2008
sonnig/wolkenlos bei 22 Grad
sonnig/wolkenlos bei 22 Grad
4.
Etappe: Rendsburg - Nord-Ostsee-Kanal – Breiholz – Embühren - Hohenwestedt
Tagesstrecke:
32 km
Gesamtstrecke: 106 km
Wanderweg: Regionale Wege
Gesamtstrecke: 106 km
Wanderweg: Regionale Wege
Recht
früh bin ich wach geworden. Meine Aufmerksamkeit galt als erstes meinen Füßen,
die ich vor dem zu Bett gehen mit Mobilat Schmerzsalbe massiert hatte. Die
Maßnahme schien Wirkung zu zeigen, denn zum einen hatte ich keine Schmerzen,
zum anderen fühlte sich alles sehr gut an. Das Massieren mit Mobilat würde die
nächsten Tage ein allabendliches Ritual werden. Eine Premiere stand an: Das erste Mal Frühstücken im Hotel. Das war
schon mal ein guter Start in den Tag, obwohl der Ausblick auf den Parkplatz nicht
so erquickend war. Im Verlauf meiner Tour durch Deutschland werde ich immer
öfter Hotels einer Jugendherberge vorziehen. Jugendherbergen liegen nicht immer
günstig zum Wanderweg und sind auch nicht, wie man glauben könnte,
kostengünstig. Zwischen 27 und 33 Euro für ein Einzelzimmer ist auch hier zu
zahlen. Inklusive Frühstück, Bett selber beziehen und lärmenden Klassenfahrten.
Ich
brauchte nur 15 Minuten
vom Hotel zum Nord-Ostsee-Kanal, den ich mit der Schwebefähre, die unter der
Eisenbahnbrücke Rendsburg hängt, überqueren wollte. Der Nord-Ostsee-Kanal, bis
1945 „Kaiser-Wilhelm-Kanal“, wurde 1895 in Betrieb genommen und ist gute
100 Km lang. Die Schiffe, die diesen Kanal befahren, ersparen sich bis zu 800
km Seeweg um Dänemark, um zum jeweilig anderen Meer zu gelangen. Der Kanal hat
Besonderheiten, die einem so gar nicht bekannt sein dürften. Zum Beispiel sind
alle Überquerungen, egal ob Fähre oder Brücken, umsonst und durch den Kanal
gibt es mehr Schiffspassagen als durch den Panamakanal und den Suezkanal
zusammen.
Nachdem ich also kostenlos
auf der Südseite des Kanals angekommen war, ging es Richtung Westen. Zwölf
Kilometer auf einem Versorgungs- und Wirtschaftsweg. Ab und an kamen mal große,
mal kleine Schiffe zur Abwechslung vorbei. Das Wasser war spiegelglatt, und es
war keine Strömung zu erkennen. Mir wurde langweilig, und die Füße meldeten
sich auch wieder mal. Der Rucksack schien mir heute auch schwerer zu sein.
Irgendwie alles nicht optimal an diesem sonnigen und wolkenfreien Morgen.
Gegen Mittag kam ich
am Fähranleger Breiholz an. Ab hier würde ich gen Süden abbiegen. Zuvor suchte
ich am Anleger aber noch einen Imbiss auf. Sonnenschirme gaben Schatten, und
ich bestellte mir ein Alster und eine Bratwurst. Der Imbiss wurde gut besucht
und ich verweilte sicher 40 Minuten, um mir nicht nur mein Mittag zu gönnen,
nein, auch, um andere hungrige Mäuler zu beobachten. In meinem Tagebuch
notierte ich dann auch: „ Bei Breiholzfähre Alster und Bratwurst. Was hauen
sich die Leute teilweise rein!! Man, man.“ Was und wie viel sich die anderen
Besucher „rein hauten“, weiß ich nicht mehr, es muss mich aber nachhaltig
beeindruckt haben.
Nach einem kurzen
Stück entlang einer Landstraße ging es durch einen Waldstück und weiter über
schmale Teerstraßen zwischen beackerten Feldern, nach Embühren und Hütten.
Saftige Wiesen wechselten sich mit maigrünen Buchenwäldern ab. Zwischenzeitlich
hatte ich mir eine kurze Hose angezogen, denn es wurde mir schon mächtig warm.
Die Füße meldeten sich auch, allerdings nicht im positiven. Die Karte wurde an
fast jeder Kreuzung gezückt, um den weiteren Weg zu bestimmen. Ich war froh,
das als Kind gelernte Lesen der Karten nun sicher anwenden zu können.
Die Straßen zum
Zielort, Hohenwestedt, wurden immer breiter und befahrener. Nun taucht also
wieder das Thema „Wandern an befahrenen Straßen ohne Rad- und Fußweg“ auf.
Erschwerend kam hinzu, dass die Gegend ein wenig hügelig war und die
Fahrbahnränder mit ca. 60 cm hohen Gras bewachsen waren. Als Fußgänger sollte
ich ja links laufen, was in Linkskurven problematisch wurde. Durch das hohe
Gras und die Beschaffenheit der Landschaft war ich erst sehr spät zu erkennen.
So horchte ich vor jeder Kurve, ob ein Auto kommen würde und wenn das der Fall
war, stellte ich mich mindestens einen Meter abseits der Straße an den Rand.
Mir war bei dem Ganzen nicht wohl. Auch immer erschrockenen Fahrzeuglenkern in
die Augen zu gucken hielt ich für nicht optimal. Ich bog in den nächstbesten
Weg ein, bloß weg von der Straße, egal, ob ich einen Umweg zu laufen hatte. Der
Umweg war dann auch gar nicht allzu groß. Kurz vor Hohenwestedt bekam ich dann
ein echtes Tief. Ich setzte mich einfach an den Rand des Weges, trank Wasser
mit Kalzium, das ich immer zur knallblauen Iso-Flasche dazu gab, legte den
Rucksack ab und zog meine Schuhe aus. So verweilte ich dann wohl gute 30 min
und guckte mir die Landschaft an. Als ich mir die Karte nahm, stellte ich fest,
dass ich nur noch zwei Kilometer, oder auch 30 Minuten, vom Tagesziel entfernt
war. Schuhe an, Rucksack geschultert, auf ging es.
40 Minuten später
stand ich vor meiner Unterkunft. Ich hatte mich Privat eingemietet und die
Vermieterin, sicher schon über 75 Jahre alt, erwartete mich schon. Ich bezog
das ganze Obergeschoss mit Bad, Küche, Wohn-und Schlafzimmer für 27 Euro.
Heute war Waschtag, „Rei
in der Tube“ war natürlich mit. Nachdem meine Wäsche und ich frisch waren, ging
es in die City zur Apotheke. Neues Mobilat und ein Lippenpflegestift waren mein
Begierde. Weiter zum Supermarkt Postkarten kaufen und zu einem Italiener. Hier
schrieb ich auf der Terrasse Tagebuch und
Postkarten, während ich auf meine Bestellung wartete. Nach Essen, Wein, Grappa und Espresso ging es
beseelt in „meine“ Oberwohnung.
Ein anstrengender Tag
in reizvoller Landschaft neigte sich dem Ende entgegen.
Mit eingecremten Fußen
und sehr müde ging ich ins Bett und schlief sehr sehr gut.
Die 68 Meter hohe Eisenbahnbrücke mit Schwebefähre in Rendsburg. Ein herrlich sonniger Tag lag vor mir.
12 Kilometer ging es am Nord-Ostsee-Kanal bis nach Breiholz.
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