Donnerstag, 6. Februar 2014

5. Etappe....10. - 17.Mai 2008



Donnerstag, 15. Mai 2008 
sonnig/wolkenlos bei 21 Grad                         

5. Etappe: Hohenwestedt – Jahrsdorf – Preissen – Itzehoe

Tagesstrecke:  27 km
Gesamtstrecke: 133 km
Wanderweg: Jakobsweg/Ochsenweg

Ich hatte wunderbar geschlafen, fühlte mich sehr gut und war voller Lust zu laufen. Die Sonne stand schon am Himmel und lachte. In mir schütteten sich Glückshormone aus. In Hohenwestedt deckte ich mich noch mit Marschverpflegung in Form von belegten Brötchen ein, bevor es los ging. Kaum 20 Minuten später traute ich meinen Augen nicht. Am Wegesrand war eine Wegmarkierung des Jakobsweges. Das letzte Mal hatte ich diesen kurz vor Schleswig gesehen. Die Wegführung nach Itzehoe, ich wollte dem Ochsenweg folgen, war der gleiche wie der Jakobsweg. „Wunderbar“, dachte ich, „bei so viel Weg-Markierungs-Unterstützung brauche ich einfach dem Weg zu folgen“. Der Ochsenweg, den ich heute Richtung Itzehoe wandern wollte, ist eigentlich ein Radwanderweg. Dieser führt entlang alter Routen, über die das Vieh vom heutigen Dänemark über Schleswig-Holstein Richtung Süden getrieben wurde. Auch der Jakobsweg, wie ihn Herr Schäfer beschrieben hat, führt hier entlang.

Durch Jahresdorf gekommen, ging es auf Wirtschaftswegen entlang blühender Raps- und im Saft stehender Kornfelder. Die Landschaft war schön und wechselte immer wieder von gelb auf grün. Ab und an ging es durch oder an Wäldchen entlang. An einer Schutz-und Pausenstation hingen Infotafeln über die hier anzutreffenden Pflanzen- und Tierarten. Auch ein Buch, in das man etwas schreiben konnte, war ausgelegt. Ich blätterte in ihm und lass die letzten Eintragungen. Die letzte lag zwei Tage zurück und wurde von einem Paar vorgenommen, die mit dem Rad Richtung Norden unterwegs waren. Eintragungen von Wanderern habe ich nicht gefunden. So schrieb ich mein Vorhaben in Kurzform nieder und ging auf dem „Schienenwanderweg“, wie ich ihn nun nannte, weiter. „Schienenwanderweg“ deshalb, weil der Weg aus zwei parallel, in Fahrzeugbreite gepflasterten Betonsteinen  bestand. Mal lief ich auf der linken „Schiene“, mal auf der rechten. Die Kornfelder waren schon gute 100 cm hoch. Wenn ein leichter Wind über diese wehte, ergab das eine schöne wellenförmige Bewegung. Es sah so leicht und locker aus, als ob ein Meer voller Federn vor mir lag.  In diesen Momenten machte ich mir wieder, wie schon bei Lottorf, Gedanken über mein Vorhaben, ein Buch zu schreiben. Texte und Zeilen entstanden schon hier im Kopf, die ich nun endlich niederschreiben kann.

Das Wandern war heute der reinste Genuss. Da ich schon recht gut voran gekommen war, blieb ich immer wieder stehen, um die Landschaft zu beobachten. 16 Kilometer gewandert, kurz hinter der kleinen Ansiedlung Ridders, machte ich am Rande eines Waldes Mittagspause. Mein Blick ging über ein Kornfeld, in dessen Mitte eine kleine Erhöhung mit Bäumen stand. Meine Karte verriet mir, dass dort eine bedeutende vorgeschichtliche Grabanlage verborgen war. Es wirke wie eine einsame Insel im Pazifik.

Weiter durch die Rantzauniederung, am Mühlenteich westlich von Hohenlockstadt vorbei, ging es auf einem kleinen Damm geradewegs Richtung Itzehoe. Dieser Damm war die ehemalige Zugstrecke zwischen Wrist und Itzehoe. 1889 in Betrieb genommen und Mitte der 1990er Jahre still gelegt, dient dieser nun als Wanderweg. Eigentlich sollte ich der Linie sechs Kilometer folgen, doch nach guten vier Kilometern nahm ich eine Abkürzung über einen Acker, auf dessen anderer Seite ein weiterer kürzerer Weg nach Itzehoe führte. Die Abkürzung hatte einen kleinen entscheidenden Nachteil. Einen Graben, viele Brombeersträucher und einen Stacheldrahtzaun. Alles zusammen, ich dazu noch in kurzen Hosen, ergab eigentlich keine gute  Kombination. Und so kam es, wie es kommen musste. Zwar hatte ich die Überquerung geschafft, jedoch mit Kratzern an Waden und Beinen sowie mit Stacheln der Brombeeren an der Kleidung. Tage später hatte ich dann auch noch einen Stachel aus dem Socken gezogen. Durch einen Wald kam ich Itzehoe immer näher. Irgendwann spuckte mich dieser an einer Straße aus, direkt gegenüber war die Jugendherberge. Wer so viel Instinkt hat, seine Unterkunft zu finden, kann nur ein geborener Wandersmann sein!

Das Einzelzimmer war fast neu, mit eigener Dusche und WC. Eine lärmende Klassenfahrt war natürlich auch zugegen.

Um zu Abend zu essen, orientierte ich mich Richtung Innenstadt. Schnell ein paar Karten gekauft und wieder mal zu einem Italiener, der kein Italiener war. Das Essen war jedoch sehr lecker. Was mir zum wiederholten Male auffiel, war, dass ich mich nicht wohlfühlte. Nachdem ich den ganzen Tag die Wanderklamotten getragen hatte, war mir am Abend nach anderer Kleidung. Nicht dass ich stank oder dreckig war, nein, einfach weil ich mal ein anderes Gefühl haben wollte. Wie schon erwähnt, in Zukunft habe ich einen Satz „Gut“ mit, wie ich es nenne.

Auf dem Weg zurück zur Jugendherberge hatte ich noch Lust auf ein Bier, das ich in einem Supermarkt erstand. Zu meiner Schande kaufte ich auch noch ein Glas Würstchen und Schokolade. Kann das Leben schön sein. Nachdem ich bei Bier und Würstchen Tagebuch geschrieben hatte, ging es zum TV Raum. Es war ja Donnerstag, Heidi Klum Tag, oder besser gesagt,  Germany’s Next Topmodel Tag. Auf einem harten Holzstuhl sitzend in eine 70er Röhre guckend verfolgte ich das Modeltreiben bei Schokolade. Wer es nicht mehr weiß: 2008 wurde Jennifer Hof, eine kurzhaarige Blonde, Gewinnerin der dritten Staffel. Ich wusste es nicht mehr! Auch einer der vielen Casting-Entdeckungen, die ihre Halbwertszeit längst überschritten hat.


Im Lärmpegel grölender, rumrennender Schulkinder und drohenden Lehrern versuchte ich zu schlafen, was mir erst nach einiger Zeit mit Ohrenstöpsel gelang.

















Kurz hinter Hohenwestedt komme ich wieder auf den Jakobsweg. Da mein Rucksack nicht als Schutt zu bezeichen ist, durfte ich ihn hier kurz ablegen!

















Meine Wegweiser des heutigen Tages. Der "Schienenwanderweg",wie ich ihn taufte, führte mich durch die schöne Landschaft.











Das Einzelzimmer der Jugenherberge war nicht groß, dafür fast neu mit eigener Dusche und WC. Bier, Wurst und Tagebuch vor dem Fernsehabend mit "Heidi".






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