Donnerstag,
16. September 2010
Sonne - Wolken und am Ende Regen, sehr windig bei 16 Grad
18. Etappe: Barsinghausen - Annaturm - Bad Münder - Süntel - Welliehausen
Tagesstrecke: 32 km
Gesamtstrecke: 498 km
Wanderweg: E1/Regionale Wege
Sonne - Wolken und am Ende Regen, sehr windig bei 16 Grad
18. Etappe: Barsinghausen - Annaturm - Bad Münder - Süntel - Welliehausen
Tagesstrecke: 32 km
Gesamtstrecke: 498 km
Wanderweg: E1/Regionale Wege
Gegen 8
Uhr wurde ich wach. Die Kreuzung war nun sehr befahren, was wohl auch der Grund
meines frühen Erwachens war. Das Frühstück war um einiges besser, als ich es
mir ausmalte. Es gab verschiedene Brötchen und einiges an leckeren Auflagen,
Joghurt und Ei. Es hätte für 15 Personen gereicht, ich hatte jedoch nicht den
Eindruck, dass es außer mir überhaupt noch Gäste gab.
Erst
musste ich nun wieder den Deister hinauf steigen. Hierzu bin ich quer durch
Barsinghausen gelaufen. Hier kam dann eine Kindheitserinnerung zurück: Eine
meiner Klassenfahrten führte nach Barsinghausen in die Jugendherberge. 1980 in der 6. Klasse muss das gewesen sein.
Ich kam an der Straße vorbei, die zur Jugendherberge führte. An was ich mich
besonders erinnerte, war, dass der Fußballplatz aus Schotter bestand und der Jugendherbergsvater
eine hässliche Beule am Kopf hatte. Auch kam ich an der Niedersächsischen
Fußballschule vorbei, in der Schulungen und Lehrgänge stattfinden.
Ab nun ging
es bergauf zum Kamm. Mein Rucksack scheuerte mal wieder an den Schultern. Ich
überlegte, wie ich den Schmerz unterbinden konnte. Andere Einstellungen
erbrachten nur wenig Linderung. Wenn ich wieder zu Hause bin, müsste ich mich
um einen Lösung oder Ersatz bemühen. Gut eine Stunde später war ich oben, mein
Rücken nass vom Schweiß. In windstillen Abschnitten war es recht warm.
Baumstämme, die am Straßenrand zur Abholung bereit lagen, qualmten wegen der
Sonneneinstrahlung die Feuchtigkeit aus. Auf einem Fahrweg ging es immer auf
dem Kamm und dem E1 entlang, bis ich plötzlich an einer riesigen Radaranlage
vorbei kam. Dieser Radarturm ist einer von insgesamt sechs in Deutschland und
gehört zur DFS, Deutschen Flugsicherung, und seine maximale Reichweite beträgt
270 Kilometer. Knapp 20 Minuten später
legte ich eine Rast am Annaturm ein. Außer mir war noch ein Paar mit Hund zugegen,
die ich fragte, ob sie kurz auf meinen Rucksack achten könnten, solange ich auf
dem Turm war. Dem Hund war schnell klar, dass sich leckere Sachen in Form von
Wurst und Käse im Inneren befanden, seine nasse Nase wich nicht vom Rucksack
ab. Vom Annaturm, 27 Meter hoch, gab es einen weiten Blick über die Wipfel der
Bäume hinweg. Ich konnte den Kaliberg bei Hagenburg und meine Wegstrecke
verfolgen. Von hier oben sah alles so nah aus und doch lag Hagenburg nun schon
zwei Tage zurück. Wieder am Boden angekommen, bestellte ich mir Bierchen und
kam mit dem Paar ins Gespräch. Während sie ein wenig erzählten, dass sie
derzeit Urlaub machten, erzählte ich ein wenig vom E1 und meiner Tour. Der
Gaststättenbetreiber hörte ein wenig zu und nickte ab und an rüber. So verging
einige Zeit, bevor sich die Gesprächsrunde auflöste.
Ein kurzes Stück nach dem
Annaturm ging es nun bergab nach Springe. Auf der Karte war zu erkennen, dass
der E1 direkt durch die Stadt ging, da war mir aber so gar nicht nach. Ich
entschied mich, den E1 zu verlassen und einen regionalen Weg um Springe herum
zu wandern. Von der Kilometerzahl würde es keinen Unterschied machen. So
marschierte ich durch das Herbstlaub durch schöne Wälder ohne Wegmarkierung.
Und so kam es, wie es kommen musste: Ich hatte eine Abzweigung verpasst und die
neue Route würde nun doch ein wenig länger sein als der originale Weg des E1.
Alles hat seinen Sinn, so auch dieser Umweg. Durch den Wald war das Röhren
eines Hirsches zu hören - das hatte ich noch nie gehört und hätte ich auch
nicht, wenn ich nicht den Umweg gegangen wäre. In allem negativen steckt auch
was positives, man muss es nur genau betrachten.
Als ich
aus dem Wald kam, hatte ich einen schönen Blick nach Bad Münder. Eine
Kaffeepause nutzte ich dazu, meinen weiteren Weg zu bestimmen. Dieser würde
mich über kleine Wege an abgeernteten Feldern vorbei direkt zurück zum E1
führen. So war es dann auch. Kurz vor Bad Münder kam ich wieder auf den E1 und
direkt in die Stadt. Der Umweg hatte sich gelohnt, aber auch Zeit gekostet. Auf
der anderen Seite der Stadt ging es dann wieder ziemlich bergan, erst auf Straßen,
dann auf Waldwegen des Süntel. Der Süntel ist ein Mittelgebirgsstock mit einer
Höhe von 440 Metern. Der höchste Punkt, Hohe Egge mit Süntelturm, war mein
nächstes Ziel. Um selbiges zu erreichen, musste ich mich schon richtig ins Zeug
legen. Oben angekommen, blieb mir ein Blick vom Süntelturm verwehrt – er war
schon geschlossen, denn es war mittlerweile 18 Uhr! Ferner bemerkte ich, ich
befand mich wieder auf dem Weg nach unten, dass es immer dunkler wurde. Es
baute sich eine Regenfront auf, die den Wald in ein schauriges Bild
verwandelte. Die ersten Regentropfen prasselten auf mich nieder. Schnell holte
ich meine Regensachen aus dem Rucksack und zog diese über. Der Regen wurde
richtig stark und ob ich noch auf dem richtigen Weg war, wusste ich nicht
wirklich. Als ich aus dem Wald kam, vorbei an einem alten Steinbruch, holte ich
die Karte raus. Ups - wieder mal aus der Bahn. Circa einen Kilometer zu weit „rechts“.
Zwei Varianten gab es nun: Runter zur Landesstraße 423, diese entlang und
wieder ein Stück hoch, oder einen kaum auf der Karte zu erkennenden Weg
oberhalb der Landstraße direkt zu meinem Tagesziel, Welliehausen. Ich entschied
mich für die zweite Variante, denn an einer Landstraße ohne Fußweg zu laufen
war immer heikel. So versuchte ich den schemenhaften Weg zu finden, stand an
einem Zaun, überquerte ihn und stand vor einem Schild - Militärübungsgelände
- !
Aua, nun
war ich also mitten auf einem Truppenübungsplatz. In der Ferne konnte ich
abgestellte Bundeswehrlaster sehen, aber keine Soldaten. Mir wurde heiß und
kalt, eigentlich mehr heiß. Ohne hastig zu wirken, aber schnellen Schrittes,
überquerte ich dieses Sperrgebiet, Welliehausen vor Augen. Diese 500 Meter
kamen mir unendlich vor. Kurz hinter der Verbotszone war dann Welliehausen und
mein Hotel.
Der Gastraum war sehr gut gefüllt, es war mittlerweile 19 Uhr.
Bevor ich mein Zimmer bezog trank ich erst mal ein Bierchen unter den Augen der
Bewirtung, die mich ansah und sichtlich bedauerte, denn ich war sehr nass. Das
Zimmer war sehr schön, groß und komfortabel. Nachdem ich mich unter der Dusche
aufwärmte und den Angstschweiß der letzten 1.000 Meter abwusch, ging es in das angeschlossene
Restaurant. Wie in vielen Gasthäusern in Deutschland gab es auch hier am
Donnerstag einen Schnitzeltag. Bei mir sollte es dann ein Jägerschnitzel für
6,50 Euro sein, das nicht nur groß, sondern auch sehr lecker war. Ein
Schlenderbier zum Abschluss und ab ins Bett.
Morgen kommen nur 10 Kilometer bis
nach Hameln. Der Zug ist bereits gebucht. Schon jetzt konnte ich sagen, dass
nach der Leidenstour 2009 diese Tour das reinste Vergnügen war.
Die Mittelgebirge erreicht zu haben, war wunderbar, denn ich liebe den Blick
über hügeliges Gelände, Feld und Flur.
Die Morgensonne erwärmte die nassen Holzstapel auf dem Deiter Kamm.
Blick vom Annaturm in Richtung Nordost, der Richtung, aus der ich gekommen war.
Kleine Wege führten nach Bad Müden. Erste Wolken bilden sich, die Später starken Regen brachten.
Kurz vor Bad Münder. Die Felder sind abgeerntet. Im Hintergrund der Mittelgebirgsblock, Süntel, den es Heute noch zu überwinden gilt.
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