Montag, 7. April 2014

18. Etappe..13.-17.Sept. 2010



Donnerstag, 16. September 2010
Sonne - Wolken und am Ende Regen, sehr windig bei 16 Grad
                        
18. Etappe:  Barsinghausen - Annaturm - Bad Münder - Süntel - Welliehausen

Tagesstrecke:  32 km
Gesamtstrecke: 498 km
Wanderweg:  E1/Regionale Wege

Gegen 8 Uhr wurde ich wach. Die Kreuzung war nun sehr befahren, was wohl auch der Grund meines frühen Erwachens war. Das Frühstück war um einiges besser, als ich es mir ausmalte. Es gab verschiedene Brötchen und einiges an leckeren Auflagen, Joghurt und Ei. Es hätte für 15 Personen gereicht, ich hatte jedoch nicht den Eindruck, dass es außer mir überhaupt noch Gäste gab.

Erst musste ich nun wieder den Deister hinauf steigen. Hierzu bin ich quer durch Barsinghausen gelaufen. Hier kam dann eine Kindheitserinnerung zurück: Eine meiner Klassenfahrten führte nach Barsinghausen in die Jugendherberge.  1980 in der 6. Klasse muss das gewesen sein. Ich kam an der Straße vorbei, die zur Jugendherberge führte. An was ich mich besonders erinnerte, war, dass der Fußballplatz aus Schotter bestand und der Jugendherbergsvater eine hässliche Beule am Kopf hatte. Auch kam ich an der Niedersächsischen Fußballschule vorbei, in der Schulungen und Lehrgänge stattfinden.

Ab nun ging es bergauf zum Kamm. Mein Rucksack scheuerte mal wieder an den Schultern. Ich überlegte, wie ich den Schmerz unterbinden konnte. Andere Einstellungen erbrachten nur wenig Linderung. Wenn ich wieder zu Hause bin, müsste ich mich um einen Lösung oder Ersatz bemühen. Gut eine Stunde später war ich oben, mein Rücken nass vom Schweiß. In windstillen Abschnitten war es recht warm. Baumstämme, die am Straßenrand zur Abholung bereit lagen, qualmten wegen der Sonneneinstrahlung die Feuchtigkeit aus. Auf einem Fahrweg ging es immer auf dem Kamm und dem E1 entlang, bis ich plötzlich an einer riesigen Radaranlage vorbei kam. Dieser Radarturm ist einer von insgesamt sechs in Deutschland und gehört zur DFS, Deutschen Flugsicherung, und seine maximale Reichweite beträgt 270 Kilometer.  Knapp 20 Minuten später legte ich eine Rast am Annaturm ein. Außer mir war noch ein Paar mit Hund zugegen, die ich fragte, ob sie kurz auf meinen Rucksack achten könnten, solange ich auf dem Turm war. Dem Hund war schnell klar, dass sich leckere Sachen in Form von Wurst und Käse im Inneren befanden, seine nasse Nase wich nicht vom Rucksack ab. Vom Annaturm, 27 Meter hoch, gab es einen weiten Blick über die Wipfel der Bäume hinweg. Ich konnte den Kaliberg bei Hagenburg und meine Wegstrecke verfolgen. Von hier oben sah alles so nah aus und doch lag Hagenburg nun schon zwei Tage zurück. Wieder am Boden angekommen, bestellte ich mir Bierchen und kam mit dem Paar ins Gespräch. Während sie ein wenig erzählten, dass sie derzeit Urlaub machten, erzählte ich ein wenig vom E1 und meiner Tour. Der Gaststättenbetreiber hörte ein wenig zu und nickte ab und an rüber. So verging einige Zeit, bevor sich die Gesprächsrunde auflöste.

Ein kurzes Stück nach dem Annaturm ging es nun bergab nach Springe. Auf der Karte war zu erkennen, dass der E1 direkt durch die Stadt ging, da war mir aber so gar nicht nach. Ich entschied mich, den E1 zu verlassen und einen regionalen Weg um Springe herum zu wandern. Von der Kilometerzahl würde es keinen Unterschied machen. So marschierte ich durch das Herbstlaub durch schöne Wälder ohne Wegmarkierung. Und so kam es, wie es kommen musste: Ich hatte eine Abzweigung verpasst und die neue Route würde nun doch ein wenig länger sein als der originale Weg des E1. Alles hat seinen Sinn, so auch dieser Umweg. Durch den Wald war das Röhren eines Hirsches zu hören - das hatte ich noch nie gehört und hätte ich auch nicht, wenn ich nicht den Umweg gegangen wäre. In allem negativen steckt auch was positives, man muss es nur genau betrachten.

Als ich aus dem Wald kam, hatte ich einen schönen Blick nach Bad Münder. Eine Kaffeepause nutzte ich dazu, meinen weiteren Weg zu bestimmen. Dieser würde mich über kleine Wege an abgeernteten Feldern vorbei direkt zurück zum E1 führen. So war es dann auch. Kurz vor Bad Münder kam ich wieder auf den E1 und direkt in die Stadt. Der Umweg hatte sich gelohnt, aber auch Zeit gekostet. Auf der anderen Seite der Stadt ging es dann wieder ziemlich bergan, erst auf Straßen, dann auf Waldwegen des Süntel. Der Süntel ist ein Mittelgebirgsstock mit einer Höhe von 440 Metern. Der höchste Punkt, Hohe Egge mit Süntelturm, war mein nächstes Ziel. Um selbiges zu erreichen, musste ich mich schon richtig ins Zeug legen. Oben angekommen, blieb mir ein Blick vom Süntelturm verwehrt – er war schon geschlossen, denn es war mittlerweile 18 Uhr! Ferner bemerkte ich, ich befand mich wieder auf dem Weg nach unten, dass es immer dunkler wurde. Es baute sich eine Regenfront auf, die den Wald in ein schauriges Bild verwandelte. Die ersten Regentropfen prasselten auf mich nieder. Schnell holte ich meine Regensachen aus dem Rucksack und zog diese über. Der Regen wurde richtig stark und ob ich noch auf dem richtigen Weg war, wusste ich nicht wirklich. Als ich aus dem Wald kam, vorbei an einem alten Steinbruch, holte ich die Karte raus. Ups - wieder mal aus der Bahn. Circa einen Kilometer zu weit „rechts“. Zwei Varianten gab es nun: Runter zur Landesstraße 423, diese entlang und wieder ein Stück hoch, oder einen kaum auf der Karte zu erkennenden Weg oberhalb der Landstraße direkt zu meinem Tagesziel, Welliehausen. Ich entschied mich für die zweite Variante, denn an einer Landstraße ohne Fußweg zu laufen war immer heikel. So versuchte ich den schemenhaften Weg zu finden, stand an einem Zaun, überquerte ihn und stand vor einem Schild  - Militärübungsgelände - !
Aua, nun war ich also mitten auf einem Truppenübungsplatz. In der Ferne konnte ich abgestellte Bundeswehrlaster sehen, aber keine Soldaten. Mir wurde heiß und kalt, eigentlich mehr heiß. Ohne hastig zu wirken, aber schnellen Schrittes, überquerte ich dieses Sperrgebiet, Welliehausen vor Augen. Diese 500 Meter kamen mir unendlich vor. Kurz hinter der Verbotszone war dann Welliehausen und mein Hotel.

Der Gastraum war sehr gut gefüllt, es war mittlerweile 19 Uhr. Bevor ich mein Zimmer bezog trank ich  erst mal ein Bierchen unter den Augen der Bewirtung, die mich ansah und sichtlich bedauerte, denn ich war sehr nass. Das Zimmer war sehr schön, groß und komfortabel. Nachdem ich mich unter der Dusche aufwärmte und den Angstschweiß der letzten 1.000 Meter abwusch, ging es in das angeschlossene Restaurant. Wie in vielen Gasthäusern in Deutschland gab es auch hier am Donnerstag einen Schnitzeltag. Bei mir sollte es dann ein Jägerschnitzel für 6,50 Euro sein, das nicht nur groß, sondern auch sehr lecker war. Ein Schlenderbier zum Abschluss und ab ins Bett. 

Morgen kommen nur 10 Kilometer bis nach Hameln. Der Zug ist bereits gebucht. Schon jetzt konnte ich sagen, dass nach der Leidenstour 2009 diese Tour das reinste Vergnügen war. Die Mittelgebirge erreicht zu haben, war wunderbar, denn ich liebe den Blick über hügeliges Gelände, Feld und Flur.    













Die Morgensonne erwärmte die nassen Holzstapel auf dem Deiter Kamm.












Blick vom Annaturm in Richtung Nordost, der Richtung, aus der ich gekommen war.


















Kleine Wege führten nach Bad Müden. Erste Wolken bilden sich, die Später starken Regen brachten.




 








Kurz vor Bad Münder. Die Felder sind abgeerntet. Im Hintergrund der Mittelgebirgsblock, Süntel, den es Heute noch zu überwinden gilt.





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