Mittwoch, 29. Januar 2014

2. Etappe....10. - 17.Mai 2008



Pfingstmontag, 12. Mai 2008
Sommerlicher Tag bei 24 Grad

2. Etappe: Süderschmedeby-Idstedt-Schleswig

Tagesstrecke:  20 km  
Gesamtstrecke: 41 km 
Wanderweg: E1


Über die Nacht kann ich nicht viel schreiben, denn wir haben tief und fest geschlafen. Einzig unsere Rücken spürten wir. Ob das nun durch die Betten kam  oder vom Vortag und den Rucksäcken, ist schwer zu sagen. Nach der morgendlichen Körperpflege ging es in die gute Stube unserer Vermieterin. Das Frühstück war schon aufgetischt und sah appetitlich aus. Neben verschiedenen Brötchen und Auflagen gab es auch ein Ei. Und es gab nicht nur ein Frühstücksei auf dem Tisch, nein, auch ein handflächengroßes Spiegelei……….unter der Decke! Die Vermieterin hat also ein aus Porzellan bestehendes Spiegelei unter die Decke geklebt. Das war nicht die einzige Kuriosität, was wohl auch das Grinsen der Nachbarschaft hervor gerufen hat, als wir nach der Hausnummer fragten. So standen die Möbel nicht auf Teppichboden, Fliesen oder Parkett, sondern auf dem nackten Estrich. Lichtschalter ohne Abdeckung und etliche  Kabelstränge hingen aus Decke und Wand. Auch ein in der Mitte durchgebrochener Akkuschrauber wurde an der Wand drapiert. Überall kleine Schachteln, die beschriftet waren. Da stand dann so was wie "Knöpfe","Gummibänder","Schrauben","Batterien"oder "Feuerzeuge" drauf. Unsere Vermieterin war ganz eindeutig ein Messie.

Gut gestärkt  ging es kurze Zeit später zur nächsten Etappe Richtung Schleswig los. Die ersten drei Kilometer nach Sieverstedt kannten wir ja bereits vom Vortag. Die Sonne hatte nun schon sehr viel Kraft, so dass wir von Anfang an in kurzen Hosen und im T-Shirt wandern konnten. Es ging gemütlich an Feld und Flur vorbei, bis wir an einer Landstraße standen. Dieser sollten wir circa einen Kilometer, bis zum nächten Feldweg, folgen. Als ein Auto mit bestimmt 80 Klamotten an uns vorbei rauschte, wurde uns ganz komisch, denn es gab an dieser Straße weder Fuß- noch Radweg. Sofort fiel mir in Hape Kerkelings „Meisterwerk“  die  beschriebene Situation an der Schnellstraße ein, in der er vermutete, dass er das nur mit Glück überleben würde. An Landstraßen ohne Fuß-und Radwegen zu laufen, ist immer gefährlich und wenn möglich, sollte man das umgehen. Zwei Tage später würde mich das Thema noch mal beschäftigen. Die 15 min zum nächsten Feldweg, waren dann auch sehr unentspannt, obwohl uns zum Glück nur vier Autos begegneten. Erst als wir den Feldweg erreichten, sprachen wir wieder miteinander und legten eine kurze Pause ein.

Nun ging es Richtung Idstedt. Der Mai in diesem Jahr war sehr warm und schön. Am Rande blühte und roch es in allen Farben und Duftnoten. In mir stieg wieder diese Zufriedenheit hoch, die Zufriedenheit hier zu sein, hier zu wandern und das ganz alleine für mich zu tun. Eine Erfahrung, die ich erst noch lernen musste: An sich zu denken und seine Träume zu erfüllen. Egoistisch zu sein, ohne anderen damit zu schaden.

Es ging gut voran. Nach Idstedt ging es östlich am Ufer der Idstedter Sees vorbei Richtung Wilhelmslust. Witzig. In meinem Heimatort hieß lange Zeit die Dorfschänke so. Die Wärme an diesem Tag hatte auch seine Nachteile. Unsere Körper zeigten uns, dass wir eben keine geübten Langstreckenwanderer sind. Tanja hatte leichte Schmerzen im Rücken und ihre Füße taten weh. Nicht wegen den Blasen vom Vortag, einfach vom langen Laufen. Ich hatte nicht so die Fußprobleme, ich hatte ein anderes. Ich wurde leicht wund wegen Wärme und Scheuern, am Po. Das habe ich auch schon in diversen Wanderbüchern lesen müssen und war dementsprechend vorbereitet. Die Zaubercreme in der runden hellblauen Dose wurde kurzerhand angewendet und bis Schleswig war ich schmerzfrei. Das Wundwerden würde mich noch bis 2010 beschäftigen, dann hatte ich eine recht einfache wie simple Lösung gefunden.

Kurz vor Schleswig sind wir durch einen schönen Wald  mit tollen Laubbäumen gekommen. Das war gut so, denn da gab es Schatten. Nachteil: Hier fühlten sich auch Mücken recht wohl. Nun in Schleswig angekommen, ging es am Herkules Teich vorbei auf der Schloss Allee  Richtung Schloss, das wir leider nicht aufsuchten, sondern kurz vorher oberhalb abgebogen sind. Von hier oben konnten wir auf die gesamte Bucht von Schleswig gucken. Schnell haben wir die Jugendherberge gefunden, nur war unsere Ankunft gegen 15.15 Uhr nicht im Sinne der Herbergsleitung. Leicht zickig wurde uns mitgeteilt, dass wir uns erst um 17 Uhr anmelden könnten. Obwohl die Dame im Garten saß und Kaffee trank, mussten wir warten. Flexibel sieht anderes aus. Wir legten uns auf die Wiese der Jugendherberge und genossen die Sonnenstrahlen. Wir sagten nicht viel, schliefen auch kurz ein. Die zickige Dame, die nun gar nicht mehr zickig erschien, bat uns dann schon um halb fünf zur Anmeldung. Wir bekamen im neuen Trakt ein großzügiges Vierbettzimmer. Dusche war außerhalb des Zimmers, die sogleich genutzt wurde.
Nach dem wir von der Jugendherberge, recht steile Wege  zum Hafen gelaufen sind, stellten wir fest, dass dieser teilweise nicht bis zum Wasser zu betreten war. Überall waren Zäune und hinter ihnen große Zelte und Pavillons aufgestellt. Schleswig war in diesem Jahr Ausrichter der Landesgartenschau Schleswig-Schleiregion. Diesen Hafenbereich konnte man nur mittels zu bezahlender Eintrittskarte erreichen, was für uns nicht in Frage kam. Der Hunger war nun spürbar, aber keine „Futterkrippe“ in Sichtweite. Dazu sollte ich sagen, ich kann mich ganz schwer für ein Restaurant entscheiden, aus Angst, es könnte nicht das Richtige sein. In diesem Fall war es nun Tanja, die die Leidtragende war. Nun schon eine ganze Weile unterwegs, ging es kurz vor der Altstadt zum Hafen in ein freistehendes, recht neues Gebäude mit Restaurant. Im ersten Obergeschoss bekamen wir auf dem Balkon ein etwas beengtes mit Blick auf die Bucht. Es gab leckeren Dorsch und Schweinefilet sowie Bier und Wein. Nachdem die Sonne sich vom Tag verabschiedete, wurde es leicht windig und dementsprechend kühler. Es wurde Zeit zu gehen. Auf dem Weg zur Schlafstätte kamen wir noch an der Brauerei Schleswig vorbei, die in einem alten Güterbahnhof untergebracht war. Seit 1994 wird hier das Wickinger Bier Asgaard gebraut. Kurzerhand entschlossen wir uns, noch  ein Schlenderbier zu uns zu nehmen - lecker. In der Jugendherberge, wieder steil nach oben, bezog Tanja wieder das untere und ich das obere Bett.
Morgen wird Tanja mit dem Zug abreisen und ich werde mich auf den langen Weg nach Rendsburg begeben.
Etwas mit Sorge, denn morgen werde ich ganze 33 Kilometer wandern, versuche ich zu schlafen.

Ich danke Tanja für die ersten zwei mit gewanderten Etappen.    













Was für Farben. Die typischen Rapsfelder in Schleswig Holstein in voller Blüte.














              Die Schlossallee in Schleswig.



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