Pfingstmontag, 12. Mai 2008
Sommerlicher Tag bei 24 Grad
2. Etappe: Süderschmedeby-Idstedt-Schleswig
Tagesstrecke: 20 km
Gesamtstrecke: 41 km
Wanderweg: E1
Gesamtstrecke: 41 km
Wanderweg: E1
Über
die Nacht kann ich nicht viel schreiben, denn wir haben tief und fest
geschlafen. Einzig unsere Rücken spürten wir. Ob das nun durch die Betten kam oder vom Vortag und den Rucksäcken, ist schwer
zu sagen. Nach der morgendlichen Körperpflege ging es in die gute Stube unserer
Vermieterin. Das Frühstück war schon aufgetischt und sah appetitlich aus. Neben
verschiedenen Brötchen und Auflagen gab es auch ein Ei. Und es gab nicht nur
ein Frühstücksei auf dem Tisch, nein, auch ein handflächengroßes
Spiegelei……….unter der Decke! Die Vermieterin hat also ein aus Porzellan
bestehendes Spiegelei unter die Decke geklebt. Das war nicht die einzige
Kuriosität, was wohl auch das Grinsen der Nachbarschaft hervor gerufen hat, als
wir nach der Hausnummer fragten. So standen die Möbel nicht auf Teppichboden,
Fliesen oder Parkett, sondern auf dem nackten Estrich. Lichtschalter ohne
Abdeckung und etliche Kabelstränge
hingen aus Decke und Wand. Auch ein in der Mitte durchgebrochener Akkuschrauber
wurde an der Wand drapiert. Überall kleine Schachteln, die beschriftet waren.
Da stand dann so was wie "Knöpfe","Gummibänder","Schrauben","Batterien"oder "Feuerzeuge"
drauf. Unsere Vermieterin war ganz eindeutig ein Messie.
Gut
gestärkt ging es kurze Zeit später zur nächsten
Etappe Richtung Schleswig los. Die ersten drei Kilometer nach Sieverstedt
kannten wir ja bereits vom Vortag. Die Sonne hatte nun schon sehr viel Kraft, so
dass wir von Anfang an in kurzen Hosen und im T-Shirt wandern konnten. Es ging
gemütlich an Feld und Flur vorbei, bis wir an einer Landstraße standen. Dieser
sollten wir circa einen Kilometer, bis zum nächten Feldweg, folgen. Als ein
Auto mit bestimmt 80 Klamotten an uns vorbei rauschte, wurde uns ganz komisch,
denn es gab an dieser Straße weder Fuß- noch Radweg. Sofort fiel mir in Hape
Kerkelings „Meisterwerk“ die beschriebene Situation an der Schnellstraße
ein, in der er vermutete, dass er das nur mit Glück überleben würde. An
Landstraßen ohne Fuß-und Radwegen zu laufen, ist immer gefährlich und wenn
möglich, sollte man das umgehen. Zwei Tage später würde mich das Thema noch mal
beschäftigen. Die 15 min zum nächsten Feldweg, waren dann auch sehr unentspannt, obwohl uns zum Glück
nur vier Autos begegneten. Erst als wir den Feldweg erreichten, sprachen wir
wieder miteinander und legten eine kurze Pause ein.
Nun ging es Richtung Idstedt. Der Mai in diesem Jahr war sehr warm und schön. Am
Rande blühte und roch es in allen Farben und Duftnoten. In mir stieg wieder
diese Zufriedenheit hoch, die Zufriedenheit hier zu sein, hier zu wandern und
das ganz alleine für mich zu tun. Eine Erfahrung, die ich erst noch lernen musste:
An sich zu denken und seine Träume zu erfüllen. Egoistisch zu sein, ohne
anderen damit zu schaden.
Es
ging gut voran. Nach Idstedt ging es östlich am Ufer der Idstedter Sees vorbei
Richtung Wilhelmslust. Witzig. In meinem Heimatort hieß lange Zeit die Dorfschänke
so. Die Wärme an diesem Tag hatte auch seine Nachteile. Unsere Körper zeigten
uns, dass wir eben keine geübten Langstreckenwanderer sind. Tanja hatte leichte
Schmerzen im Rücken und ihre Füße taten weh. Nicht wegen den Blasen vom Vortag,
einfach vom langen Laufen. Ich hatte nicht so die Fußprobleme, ich hatte ein
anderes. Ich wurde leicht wund wegen Wärme und Scheuern, am Po. Das habe ich auch schon in diversen
Wanderbüchern lesen müssen und war dementsprechend vorbereitet. Die Zaubercreme
in der runden hellblauen Dose wurde kurzerhand angewendet und bis Schleswig war
ich schmerzfrei. Das Wundwerden würde mich noch bis 2010 beschäftigen, dann
hatte ich eine recht einfache wie simple Lösung gefunden.
Kurz
vor Schleswig sind wir durch einen schönen Wald mit tollen Laubbäumen gekommen. Das war gut
so, denn da gab es Schatten. Nachteil: Hier fühlten sich auch Mücken recht
wohl. Nun in Schleswig angekommen, ging es am Herkules Teich vorbei auf der
Schloss Allee Richtung Schloss, das wir
leider nicht aufsuchten, sondern kurz vorher oberhalb abgebogen sind. Von hier
oben konnten wir auf die gesamte Bucht von Schleswig gucken. Schnell haben wir
die Jugendherberge gefunden, nur war unsere Ankunft gegen 15.15 Uhr nicht im
Sinne der Herbergsleitung. Leicht zickig wurde uns mitgeteilt, dass wir uns
erst um 17 Uhr anmelden könnten. Obwohl die Dame im Garten saß und Kaffee
trank, mussten wir warten. Flexibel sieht anderes aus. Wir legten uns auf die Wiese
der Jugendherberge und genossen die Sonnenstrahlen. Wir sagten nicht viel,
schliefen auch kurz ein. Die zickige Dame, die nun gar nicht mehr zickig
erschien, bat uns dann schon um halb fünf zur Anmeldung. Wir bekamen im neuen
Trakt ein großzügiges Vierbettzimmer. Dusche war außerhalb des Zimmers, die
sogleich genutzt wurde.
Nach dem wir von der Jugendherberge, recht steile Wege zum Hafen gelaufen sind, stellten wir fest,
dass dieser teilweise nicht bis zum Wasser zu betreten war. Überall waren Zäune
und hinter ihnen große Zelte und Pavillons aufgestellt. Schleswig war in diesem
Jahr Ausrichter der Landesgartenschau Schleswig-Schleiregion. Diesen
Hafenbereich konnte man nur mittels zu bezahlender Eintrittskarte erreichen,
was für uns nicht in Frage kam. Der Hunger war nun spürbar, aber keine „Futterkrippe“
in Sichtweite. Dazu sollte ich sagen, ich kann mich ganz schwer für ein
Restaurant entscheiden, aus Angst, es könnte nicht das Richtige sein. In diesem
Fall war es nun Tanja, die die Leidtragende war. Nun schon eine ganze Weile
unterwegs, ging es kurz vor der Altstadt zum Hafen in ein freistehendes, recht
neues Gebäude mit Restaurant. Im ersten Obergeschoss bekamen wir auf dem Balkon
ein etwas beengtes mit Blick auf die Bucht. Es gab leckeren Dorsch und
Schweinefilet sowie Bier und Wein. Nachdem die Sonne sich vom Tag
verabschiedete, wurde es leicht windig und dementsprechend kühler. Es wurde
Zeit zu gehen. Auf dem Weg zur Schlafstätte kamen wir noch an der Brauerei
Schleswig vorbei, die in einem alten Güterbahnhof untergebracht war. Seit 1994
wird hier das Wickinger Bier Asgaard gebraut. Kurzerhand entschlossen wir uns,
noch ein Schlenderbier zu uns zu nehmen
- lecker. In der Jugendherberge, wieder steil nach oben, bezog Tanja wieder das
untere und ich das obere Bett.
Morgen wird Tanja mit dem
Zug abreisen und ich werde mich auf den langen Weg nach Rendsburg begeben.
Etwas
mit Sorge, denn morgen werde ich ganze 33 Kilometer wandern, versuche ich zu
schlafen.
Ich
danke Tanja für die ersten zwei mit gewanderten Etappen.
Was für Farben. Die typischen Rapsfelder in Schleswig Holstein in voller Blüte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen