Pfingstsonntag, 11. Mai 2008
Sonne pur bei 23 Grad
1. Etappe: Flensburg-Oeversee-Süderschmedeby
Tagesstrecke: 21 km
Gesamtstrecke:
21 km
Wanderweg: E1
Die Nacht haben wir ganz gut geschlafen. Geduscht, Betten
abziehen, Sachen einpacken um dann gegen 7.50 Uhr zum Frühstück. Von der Küche
haben wir uns dann noch, jeder für vier Euro, ein Lunchpacket geben lassen. Raus
aus der Jugendherberge ging es erst mal wieder Richtung Zentrum und Bahnhof, denn
hier hatten wir ja die Wegmarkierung des E1 gesehen. Der vier Kilometer lange
Weg wurde öfters durch erneutes Schuhe aus- und wieder anziehen von Tanja jäh
unterbrochen. Die am Vortag gekauften Einlagen habe nicht die Wirkung erzielt,
die wir uns erhofft haben. Im Gegenteil. Tanja hat bis zum Bahnhof weitere
Blasen bekommen. Noch nicht mal aus Flensburg raus, war das Unternehmen für
Tanja schon so gut wie beendet. Nun galt es zu überlegen wie wir die Situation
retten konnten. Tanja saß missmutig auf einer Bank, schaute auf Füße und
Schuhe. Irgendwie müssen die beiden zusammen zu bringen sein. Vielleicht müsste
man in eine ganz andere Richtung, entgegen der logischen Überlegungen, agieren
und handeln. Ich schaute mir die Schuhe und Blasen an. Wo würde der Schuh am Fuß scheuern.
Mir Fiel auf, dass ihr Fuß gar nicht richtig im Schuh saß, dass der Schuh dem
Fuß gar nicht genügend Halt geben würde. Was würde passieren, wenn der Fuß
tiefer im Schuh sitzt? Das war die Lösung. Die gekauften und originalen Einlagen
raus um den Fuß tiefer in den Schuh zu bekommen. Nachdem diese Maßnahme den gewünschten,
nämlich schmerzfreies wandern, Erfolg brachte,
wurden die Blasen nochmals gut mit Blasenpflaster versorgt. Es konnte
nun richtig losgehen. Tanja schien nun gar keine Beschwerden mehr zu haben und
bis nach Schleswig war das Thema auch kein wirkliches mehr.
Kaum 100 Meter
hinter dem Bahnhof sind wir auch schon in die falsche Richtung gewandert, was wir schnell
bemerkten und umgedreht sind. Die Wegmarkierungen sind nicht immer schnell zu
erblicken und wenn man an einem Abzweig die Wegmarkierung nicht gesehen hat, geht’s
in die falsche Richtung bis man denkt, warum ist hier kein Wegweiser mehr. Das
würde mir im Laufe der Jahre noch öfter passieren. Mal aus Unachtsamkeit, mal
weil ich in Gedanken bin oder ein Schild gänzlich nicht mehr vorhanden ist. Das
Markieren übernehmen Wandervereine und somit gibt es Regional schon Unterschiede
in der Pflege dieser Markierungen. Über
Wegmarkierungen gibt es noch das ein oder andere mal was zu berichten.
Den nun
richtigen Weg, ging es entlang der Bahnlinie und einem am Rande der Stadt Flensburg
liegenden Industriegebiet, über eine asphaltierte Straße nach Jarplund.
Jarplund könnte dem Namen nach auch das Nachbardorf von Michel aus Lönneberga sein. Die Gegend war schön und das Laufen
machte uns viel Spaß. An einer Anhöhe machen wir unter einem Baum kurz Halt. Die
Sonne schien schon ganz ordentlich. Tanja zückte eine Tüte Haribo Color Rado
aus ihrem Rucksack und wir füllten mit diesen Zuckerteilen unsere Energiespeicher wieder auf. Nach Munkwolstrop ging es zum Sankelmarker See. Der Weg führte
am Ufer entlang und war somit der erste Abschnitt, den man wirklich als
Wanderweg bezeichnen konnte, denn bis jetzt ging es immer nur auf Straßen
daher. In Oeversee angekommen, ging es an einem Friedhof vorbei. Die Wegmarkierung
endete hier abrupt. So sehr wir auch guckten, wir fanden keine weiteren
Schilder. Der letzte klebte an der Friedhofspforte. Ein paar mal umkreisten wir
den Friedhof und gingen wieder zum letzten Hinweis. Erst einige Zeit später,
unter Efeu versteckt an einer Mauer, fanden wir den erlösenden Wegweiser. Der
Weg führte direkt über den Friedhof.
Es war Mittagszeit und unsere Körper
verlangten nach Nahrung. Am Rande von Oversee entdeckten wir eine Stätte der
Gaumenfreuden. Dieses Restaurant mit angeschlossenem Hotel, das schon die eine
oder andere Auszeichnung erhalten hat, schien für uns nicht ganz geeignet. Der
Hunger zerstreute die Gedanken und so nahmen wir auf der Terrasse unter einem
Sonnenschirm Platz. Die Auszeichnungen schlugen sich auch preislich in der
Karte nieder. Ein Menü für 40 Euro pro Person würde es dann wohl nicht werden.
Sattdessen bestellten wir einen Wildkräuter Salat, ein Rahmsüppchen und
Bierchen.
Die weitere Wegstrecke bis nach Süderschmedeby verlief auf einer
schmalen, aber sehr schönen Straße, durch Wiesen und Felder. Da ich mir keine Vorstellungen
davon machte, wie die Landschaft hier beschaffen ist, war ich sehr angetan. Die
sanften Hügel und Felder mit Schafen und Kühen haben mir innerlich ein Lächeln
ins Gesicht gezaubert. Nach Süderschmedeby sollte Sieverstedt , als
Übernachtungsort und Etappenziel, folgen. Und wer nun gut aufgepasst hat, wird
feststellen, dass das nicht stimmt. Denn das Tagesziel war ja Süderschmedeby.
So sind wir mal eben drei Kilometer über das Ziel hinaus geschossen. Das
bemerken ich erst, als wir in Sieverstedt standen und ich die Strasse der zu
suchenden Pension nicht fand. Panik stieg in mir auf. Wo habe ich denn nun gebucht.
Dazu sollte ich erklären, wie ich zu meinen Unterkünften komme. Ich buche immer
im Voraus aus Angst, vor Ort nichts zu finden. Die Unterkünfte liegen oftmals nicht direkt am
Wanderweg und auf den Wanderkarten im Maßstab 1:50000 sind nun mal keine
Straßennamen verzeichnet. Im Internet
drucke ich mir dann eine Karte inklusive Straßennamen aus, auf der ich sehen
kann wie ich von meinem Weg zur Unterkunft gelangen kann.
So standen wir nun im
Gottverlassenen Sieverstedt als aus einer Art Gemeinschaftshaus zwei Frauen und
ein wankender Mann gekommen sind. Offensichtlich wurde hier der Pfingstsonntag
mit berauschenden Getränken gefeiert. Wir wandten uns ihnen zu, um nochmal zu
klären, wo wir sind und wo wir hätten sein müssen. Erleichert stellte ich fest,
dass ich wohl richtig gebucht habe, aber im falschen Ort bin. Nach kurzem Überlegen,
ob wir die Strecke von drei Kilometern zurück laufen sollten oder eine
Fahrmöglichkeit uns auftun würde, hat sich eine der Damen
bereit erklärt uns mit ihrem Auto zu fahren. Dieses Angebot konnten und wollten
wir nicht ablehnen. So ging es mit einem Volvo V 40 Richtung Übernachtungsort. Ich
wollte nicht darüber nachdenken, ob die Frau überhaupt noch hätte fahren
dürfen, denn ich war mehr damit beschäftigt mir Platz zwischen den ganzen
leeren Toffifee und Mon Cheri Packungen zu schaffen.
In Süderschmedeby
angekommen, bedanken wir uns und die Dame brauste wieder ab. Es geschehen Dinge,
die man einfach nicht planen kann, gut so. Schnell ist die Straße, aber nicht unsere Unterkunft gefunden. Eine Handvoll älterer und jüngerer
Menschen standen auf einem Hof, die unsere Orientierungslosigkeit durchaus
bemerken, aber sich nichts anmerken ließen. Als wir nach einer Hausnummer
fragten, zeigten alle zeitgleich, wie aus der Pistole geschossen, in die gleiche
Richtung. Uns ist nicht verborgen geblieben, dass sie dabei ein breites Grinsen
trugen. Was das zu bedeuten hatte, würde uns noch klar werden. Unsere
Vermieterin war nicht zu erreichen. Wir würden es später nochmal versuchen und
gingen erst mal Richtung Dorfrand.
Auf einem Plakat hatten wir gelesen, dass es
an diesem Wochenende eine Art Markt mit allerlei Selbstgemachten geben würde.
Wahrlich war es ein geschäftiges Treiben. Wir suchten uns ein Plätzchen auf einer
Bank und kauften Bratwurst und Bier. Der Markt ging dem Ende entgegen, es wurde
teilweise schon abgebaut und so haben wir uns lieber noch ein Bierchen vor
Ladenschluss gekauft.
Zurück am Haus unserer Unterkunft haben wir dann auch
unsere Vermieterin angetroffen. Das Haus wirkte erst mal etwas kurios. Hier
stand was, da lag was. Ein System war nicht erkennbar. Das zog sich auch so
durch das Innere des Hauses. Das Zimmer
war im Obergeschoss und recht großzügig. Es gab ein Bett, das wohl 120 cm breit
war und eine Zustellbett am Fußende, das nur 80 cm breit war. Selbstverständlich
überließ ich Tanja die 120 cm. Bin ja ein Gentleman. Die Vermieterin hat uns
dann noch gezeigt wie wir an Bier kommen könnten und hat um die Miete gebeten,
nach Möglichkeit passend, denn sie habe kein Wechselgeld. Fakt war wohl eher, sie hat überhaupt keins. Am
Abend haben wir dann noch im Garten, inklusive Bierchen und Bauschuttberge,
gesessen. Der Bauschutt würde gerade aus den Renovierungsarbeiten im Garten
zwischen gelagert werden. Das „gerade“ kommt mir komisch vor, denn auf den
Bergen voller Schutt, hat sich schon eine reichhaltige Vegetation aufgetan und
ähnelte eher einem Steingarten.
Sobald die Sonne unter ging wurde es merklich kühler.
Recht zeitnah ging es zu Bett. Der Tag war sehr schön. Ich merkte dass das
genau meins war. Innerlich freute ich
mich auf die nächten Tage. Was würde bis Hamburg noch geschehen. Nur soviel:
einiges.
Nicht immer sind die Weghinweise so großzügig wie hier kurz nach Flensburg.
Mein Ausdruck, um vom Wanderweg zur Unterkunft zu gelangen. Hier hat sich ein nicht zu unterschätzender Fehler eingeschlichen. Straße und Hausnummer passen nicht zum Ort!
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