Montag, 20. Januar 2014

1. Etappe....10. - 17.Mai 2008



Pfingstsonntag, 11. Mai 2008
Sonne pur bei 23 Grad

1. Etappe: Flensburg-Oeversee-Süderschmedeby
Tagesstrecke:  21 km   
Gesamtstrecke: 21 km   
Wanderweg: E1

Die Nacht haben wir ganz gut geschlafen. Geduscht, Betten abziehen, Sachen einpacken um dann gegen 7.50 Uhr zum Frühstück. Von der Küche haben wir uns dann noch, jeder für vier Euro, ein Lunchpacket geben lassen. Raus aus der Jugendherberge ging es erst mal wieder Richtung Zentrum und Bahnhof, denn hier hatten wir ja die Wegmarkierung des E1 gesehen. Der vier Kilometer lange Weg wurde öfters durch erneutes Schuhe aus- und wieder anziehen von Tanja jäh unterbrochen. Die am Vortag gekauften Einlagen habe nicht die Wirkung erzielt, die wir uns erhofft haben. Im Gegenteil. Tanja hat bis zum Bahnhof weitere Blasen bekommen. Noch nicht mal aus Flensburg raus, war das Unternehmen für Tanja schon so gut wie beendet. Nun galt es zu überlegen wie wir die Situation retten konnten. Tanja saß missmutig auf einer Bank, schaute auf Füße und Schuhe. Irgendwie müssen die beiden zusammen zu bringen sein. Vielleicht müsste man in eine ganz andere Richtung, entgegen der logischen Überlegungen, agieren und handeln. Ich schaute mir die Schuhe und  Blasen an. Wo würde der Schuh am Fuß scheuern. Mir Fiel auf, dass ihr Fuß gar nicht richtig im Schuh saß, dass der Schuh dem Fuß gar nicht genügend Halt geben würde. Was würde passieren, wenn der Fuß tiefer im Schuh sitzt? Das war die Lösung. Die gekauften und originalen Einlagen raus um den Fuß tiefer in den Schuh zu bekommen. Nachdem diese Maßnahme den gewünschten, nämlich schmerzfreies wandern, Erfolg brachte,  wurden die Blasen nochmals gut mit Blasenpflaster versorgt. Es konnte nun richtig losgehen. Tanja schien nun gar keine Beschwerden mehr zu haben und bis nach Schleswig war das Thema auch kein wirkliches mehr. 

Kaum 100 Meter hinter dem Bahnhof sind wir auch schon in die falsche Richtung gewandert, was wir schnell bemerkten und umgedreht sind. Die Wegmarkierungen sind nicht immer schnell zu erblicken und wenn man an einem Abzweig die Wegmarkierung nicht gesehen hat, geht’s in die falsche Richtung bis man denkt, warum ist hier kein Wegweiser mehr. Das würde mir im Laufe der Jahre noch öfter passieren. Mal aus Unachtsamkeit, mal weil ich in Gedanken bin oder ein Schild gänzlich nicht mehr vorhanden ist. Das Markieren übernehmen Wandervereine und somit gibt es Regional schon Unterschiede in der Pflege dieser Markierungen.  Über Wegmarkierungen gibt es noch das ein oder andere mal was zu berichten.

Den nun richtigen Weg, ging es entlang der Bahnlinie und einem am Rande der Stadt Flensburg liegenden Industriegebiet, über eine asphaltierte Straße nach Jarplund. Jarplund könnte dem Namen nach auch das Nachbardorf von Michel aus Lönneberga  sein. Die Gegend war schön und das Laufen machte uns viel Spaß. An einer Anhöhe machen wir unter einem Baum kurz Halt. Die Sonne schien schon ganz ordentlich. Tanja zückte eine Tüte Haribo Color Rado aus ihrem Rucksack und wir füllten mit diesen Zuckerteilen unsere Energiespeicher wieder auf. Nach Munkwolstrop ging es zum Sankelmarker See. Der Weg führte am Ufer entlang und war somit der erste Abschnitt, den man wirklich als Wanderweg bezeichnen konnte, denn bis jetzt ging es immer nur auf Straßen daher. In Oeversee angekommen, ging es an einem Friedhof vorbei. Die Wegmarkierung endete hier abrupt. So sehr wir auch guckten, wir fanden keine weiteren Schilder. Der letzte klebte an der Friedhofspforte. Ein paar mal umkreisten wir den Friedhof und gingen wieder zum letzten Hinweis. Erst einige Zeit später, unter Efeu versteckt an einer Mauer, fanden wir den erlösenden Wegweiser. Der Weg führte direkt über den Friedhof.

Es war Mittagszeit und unsere Körper verlangten nach Nahrung. Am Rande von Oversee entdeckten wir eine Stätte der Gaumenfreuden. Dieses Restaurant mit angeschlossenem Hotel, das schon die eine oder andere Auszeichnung erhalten hat, schien für uns nicht ganz geeignet. Der Hunger zerstreute die Gedanken und so nahmen wir auf der Terrasse unter einem Sonnenschirm Platz. Die Auszeichnungen schlugen sich auch preislich in der Karte nieder. Ein Menü für 40 Euro pro Person würde es dann wohl nicht werden. Sattdessen bestellten wir einen Wildkräuter Salat, ein Rahmsüppchen und Bierchen.

Die weitere Wegstrecke bis nach Süderschmedeby verlief auf einer schmalen, aber sehr schönen Straße, durch Wiesen und Felder. Da ich mir keine Vorstellungen davon machte, wie die Landschaft hier beschaffen ist, war ich sehr angetan. Die sanften Hügel und Felder mit Schafen und Kühen haben mir innerlich ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Nach Süderschmedeby sollte Sieverstedt , als Übernachtungsort und Etappenziel, folgen. Und wer nun gut aufgepasst hat, wird feststellen, dass das nicht stimmt. Denn das Tagesziel war ja Süderschmedeby. So sind wir mal eben drei Kilometer über das Ziel hinaus geschossen. Das bemerken ich erst, als wir in Sieverstedt standen und ich die Strasse der zu suchenden Pension nicht fand. Panik stieg in mir auf. Wo habe ich denn nun gebucht.
Dazu sollte ich erklären, wie ich zu meinen Unterkünften komme. Ich buche immer im Voraus aus Angst, vor Ort nichts zu finden.  Die Unterkünfte liegen oftmals nicht direkt am Wanderweg und auf den Wanderkarten im Maßstab 1:50000 sind nun mal keine Straßennamen verzeichnet. Im Internet drucke ich mir dann eine Karte inklusive Straßennamen aus, auf der ich sehen kann wie ich von meinem Weg zur Unterkunft gelangen kann.
So standen wir nun im Gottverlassenen Sieverstedt als aus einer Art Gemeinschaftshaus zwei Frauen und ein wankender Mann gekommen sind. Offensichtlich wurde hier der Pfingstsonntag mit berauschenden Getränken gefeiert. Wir wandten uns ihnen zu, um nochmal zu klären, wo wir sind und wo wir hätten sein müssen. Erleichert stellte ich fest, dass ich wohl richtig gebucht habe, aber im falschen Ort bin. Nach kurzem Überlegen, ob wir die Strecke von drei Kilometern zurück laufen sollten oder eine Fahrmöglichkeit uns auftun würde, hat sich eine der Damen bereit erklärt uns mit ihrem Auto zu fahren. Dieses Angebot konnten und wollten wir nicht ablehnen. So ging es mit einem Volvo V 40 Richtung Übernachtungsort. Ich wollte nicht darüber nachdenken, ob die Frau überhaupt noch hätte fahren dürfen, denn ich war mehr damit beschäftigt mir Platz zwischen den ganzen leeren Toffifee und Mon Cheri Packungen zu schaffen.

In Süderschmedeby angekommen, bedanken wir uns und die Dame brauste wieder ab. Es geschehen Dinge, die man einfach nicht planen kann, gut so. Schnell ist die Straße, aber nicht unsere Unterkunft gefunden. Eine Handvoll älterer und jüngerer Menschen standen auf einem Hof, die unsere Orientierungslosigkeit durchaus bemerken, aber sich nichts anmerken ließen. Als wir nach einer Hausnummer fragten, zeigten alle zeitgleich, wie aus der Pistole geschossen, in die gleiche Richtung. Uns ist nicht verborgen geblieben, dass sie dabei ein breites Grinsen trugen. Was das zu bedeuten hatte, würde uns noch klar werden. Unsere Vermieterin war nicht zu erreichen. Wir würden es später nochmal versuchen und gingen erst mal Richtung Dorfrand.
Auf einem Plakat hatten wir gelesen, dass es an diesem Wochenende eine Art Markt mit allerlei Selbstgemachten geben würde. Wahrlich war es ein geschäftiges Treiben. Wir suchten uns ein Plätzchen auf einer Bank und kauften Bratwurst und Bier. Der Markt ging dem Ende entgegen, es wurde teilweise schon abgebaut und so haben wir uns lieber noch ein Bierchen vor Ladenschluss gekauft.
Zurück am Haus unserer Unterkunft haben wir dann auch unsere Vermieterin angetroffen. Das Haus wirkte erst mal etwas kurios. Hier stand was, da lag was. Ein System war nicht erkennbar. Das zog sich auch so durch das Innere des Hauses.  Das Zimmer war im Obergeschoss und recht großzügig. Es gab ein Bett, das wohl 120 cm breit war und eine Zustellbett am Fußende, das nur 80 cm breit war. Selbstverständlich überließ ich Tanja die 120 cm. Bin ja ein Gentleman. Die Vermieterin hat uns dann noch gezeigt wie wir an Bier kommen könnten und hat um die Miete gebeten, nach Möglichkeit passend, denn sie habe kein Wechselgeld.  Fakt war wohl eher, sie hat überhaupt keins. Am Abend haben wir dann noch im Garten, inklusive Bierchen und Bauschuttberge, gesessen. Der Bauschutt würde gerade aus den Renovierungsarbeiten im Garten zwischen gelagert werden. Das „gerade“ kommt mir komisch vor, denn auf den Bergen voller Schutt, hat sich schon eine reichhaltige Vegetation aufgetan und ähnelte eher einem Steingarten.
Sobald die Sonne unter ging wurde es merklich kühler. Recht zeitnah ging es zu Bett. Der Tag war sehr schön. Ich merkte dass das genau meins war. Innerlich  freute ich mich auf die nächten Tage. Was würde bis Hamburg noch geschehen. Nur soviel: einiges.   












 







Nicht immer sind die Weghinweise so großzügig wie hier kurz nach Flensburg.



















Mein Ausdruck, um vom Wanderweg zur Unterkunft zu gelangen. Hier hat sich ein nicht zu unterschätzender Fehler eingeschlichen. Straße und Hausnummer passen nicht zum Ort!





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen