Mittwoch, 09. Mai
2012
viel Regen um 17 Grad, Kahlen Asten 8 Grad!
30. Etappe: Winterberg – Kahler Asten – Langewiese – Schanze - Latrop
viel Regen um 17 Grad, Kahlen Asten 8 Grad!
30. Etappe: Winterberg – Kahler Asten – Langewiese – Schanze - Latrop
Tagesstrecke:
26 km
Gesamtstrecke: 751 km
Wanderweg: Rothaarsteig
Gesamtstrecke: 751 km
Wanderweg: Rothaarsteig
Mit leicht
verkatertem Kopf wurde ich recht früh wach. Als ich aus dem Fenster des
1.Stocks guckte, ahnte ich, dass es wohl kein Sonnentag werde würde. Es schien
kalt zu sein. 26 Kilometer bis nach Latrop waren schon recht knackig.
Das im Speisesaal
aufgebaute Frühstück war üppig und reichhaltig. Ich musste mich nicht beeilen,
denn ich wollte auf die Post warten, die hier gegen 10 Uhr aufschlagen sollte.
Das gilt es nun zu erklären.
In meinen
Vorplanungen war ich besessen davon, das Gewicht im Rucksack zu reduzieren.
Alles kam auf den Prüfstand, alles. So war ich davon überzeugt, dass ich auf
die Ladekabel für das Handy und der Kamera verzichten könnte, was ein völliger
Irrglaube war. Die Kamera hatte schon am dritten Tag ihren Dienst vorübergehend
quittiert und das Handy pfiff auch schon aus dem letzten Loch. Wenn es kalt
wurde, unter 10 Grad, waren die Akkus platt.
So hatte ich vor
zwei Tagen meinen Sohn zu Hause angerufen und ihn gebeten, die Ladekabel
nachzuschicken, eben an das Hotel in Winterberg. Ich nehme es vorweg: Die
Ladekabel kamen auch, nur einen Tag später, also zu spät.
Als ich noch im
Glauben war, die Kabel könnten heute kommen, wollte ich aber auch für den Fall
der Fälle gerüstet sein. So ging ich die 1,5 Kilometer runter nach Winterberg,
um in einem Handyladen zumindest ein Ladekabel für das Handy zu kaufen, was
sich im Nachhinein ja als richtig erwies. Da der Laden aber erst um 9.30 Uhr
öffnete, ich jedoch schon um 9.10 Uhr vor Ort war, musste ich warten. Da kamen
plötzlich die beiden mir bekannten Wanderer, die ich in Brilon auf der
gegenüberliegenden Bushaltestelle gesehen hatte, entgegen. Als sie stehen
blieben, um auf ihre Karte zu schauen, sprach ich die beiden an. Auch sie
erinnerten sich an mich und so gab es ein kurzes Gespräch. Es handelte sich um
Mutter und Sohn, sie über 70 Jahre alt. Der Sohn wollte seiner Mutter einen
Herzenswunsch erfüllen, eben diesen Wanderweg zu gehen. Es gab für die beiden
keine Tagesziele, es ging jeden Tag so weit, wie die Füße der betagten Dame sie
trugen.
Mit Respekt
verabschiedete ich die beiden, kaufte mein Ladekabel bei einem nicht wirklich
wachen Verkäufer, ging die 1,5 Kilometer zum Hotel zurück und wurde mit den
Worten: „Es kam keine Post für Sie“ empfangen. Nun gut, ich hatte ja mein
Handykabel.
Sachen gepackt,
bezahlt und los. Mittlerweile war es 10.40 Uhr, viel zu spät. Mein erstes
Tagesziel am heutigen Tag war der 841 Meter hohe Kahle Asten. Bevor ich diesen
jedoch „erklimmen“ sollte, musste ich durch Waldstücke, an Biathlon- und
Langlaufstrecken vorbei. Mir war irgendwie die ganze Zeit kalt, der Wind tat
sein übriges.
Oben angekommen,
wollte ich auch gleich wieder runter. Schon einige 100 Meter tiefer merkte ich,
dass die Temperaturen erträglicher wurden. Kurz vor Langenwiese fing es an zu
regnen, aber mal so richtig. Die Regenhose und die Regenjacke waren von Nöten.
So eingepackt und sich vorkommend wie ein Michelin-Männchen ging es auf
Fahrwegen durch offene Wiesen und Felder. Später wechselten sich Wald, Feld und
Flur ab. Der Regen wurde mal mehr, mal weniger, so dass ich immer noch im
Michelin-Männchen-Look meinen Rothaarsteig-Markierungen Richtung Schanze
folgte. Dort angekommen war es in einem
Bushäuschen Zeit, Pause und Mittag zu machen. Mein Blick ging Richtung eines
Gasthauses. Lange überlegte ich, hier einzukehren. Mich aber komplett aus den
Klamotten zu schälen, war es mir nicht wert. Als der Regen gefühlt nachgelassen
hatte, begab ich mich auf den letzten Abschnitt zum Zielort, Latrop. Es ging
stetig bergab, genau so stetig regnete es weiter. Es wurde teilweise so heftig,
dass ich mich in einem kleinen Unterstand verkroch, um einen Schauer
abzuwarten.
Gleich nach dem
Ortseingang von Latrop lag auf der rechten Seite meine Herberge. Ein
wunderschönes Fachwerkhaus, frisch renoviert. Wie ich später erfuhr, wurde
alles auf Hochglanz gebracht, weil das 200jährige Jubiläum des Hauses anstand.
Mein Gastgeber
begrüßte mich, ich bestellte ein Bier der Marke DAB und konnte von der Terrasse
aus unter einem Schirm sitzend aus dem Tal in Richtung der Gewitterwolken
schauen. Es wurde nach und nach freundlicher.
Mein Zimmer war
sauber im Charme der 80er Jahre. Ein Telefon hing neben dem Bett an der Wand,
irgendwie kam mir die Stasi in den Sinn, die hatten auch derartige Telefone mit
Wählscheibe. Ob die Jugend von heute weiß, wie man mit einer Wählscheibe zu
telefonieren hat?
Am Abend saß ich
in einer gemütlichen Ecke der renovierten Gaststube. Alles in Fachwerk
gehalten, alle Möbel aus Holz, hell und freundlich. Ich bestellte mir
Kalbsleberstreifen in Salbeibutter gebraten mit
süß-sauren Zwiebeln, Apfelscheiben, Rahmpüree und verschiedenen Salaten,
sehr lecker.
Zufrieden trotz
des Regens bin ich früh zu Bett. Morgen soll es ein schöner Tag werden und mit
knappen 17 Kilometern eher ein Spaziergang zu den 26 Kilometern plus 3
Kilometer von heute.
Schanze.
In einem Bushäuschen nehme ich mit Blick auf eine Kneipe im Michelin-Männchen-Kleidung meine Mittag zu mir und warte auf ein Ende des Regens, vergeblich!
Kurz vor Latrop ein häftiger Schauer! Ein Verschlag, ca. 150 cm hoch, gab mir Schutz.
Meine Herberge in Latrop. Auch wenn ich sonst keine Unterkünfte benenne, hier sei es erlaubt.
Bei einem DAB Bier konnte ich beobachten wie die Regenwolken aus dem Tal zogen.
"Stasi" Wählscheibentelefon in grau auf meinem Zimmer.
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