Montag,
07. Mai 2012
Kein Regen, kalt mit Nebel bei 8 Grad
28. Etappe: Brilon – Brilon Wald – Bruchhausen - Willingen
Kein Regen, kalt mit Nebel bei 8 Grad
28. Etappe: Brilon – Brilon Wald – Bruchhausen - Willingen
Tagesstrecke:
25 km
Gesamtstrecke: 703 km
Wanderweg: Rothaarsteig
Gesamtstrecke: 703 km
Wanderweg: Rothaarsteig
Nachdem
wir uns fertig gemacht haben, ich in Wanderklamotten, ging es zum Frühstück.
Und
nun kam die Überraschung. Eine nette Bedienung führte uns zu unserem Platz, der
im Restaurantbereich war. Die Tische waren mit schönen Decken, Servietten und
Geschirr gedeckt. Sogleich wurden wir nach dem Heißgetränkewunsch gefragt und
uns wurde mitgeteilt, dass wir uns am Buffet bedienen könnten. Das Buffet. Es
zu beschreiben kaum möglich. Ein Versuch: Es war erst mal riesengroß. Lange
Tische mit Vorrichtungen, die die Speisen in verschiedenen Höhen präsentierten.
Brot und Brötchen in einer Auswahl wie beim Bäcker. Wurst und Käse wie in einer
Auslage beim Supermarkt. Lachs, Forelle und Fisch Dips. Obst wie auf dem Wochenmarkt.
Ei auf Wunsch gerührt, gekocht oder als Spiegelei. Fünf verschiedene Säfte und
Müsli mit allen erdenklichen Zutaten. Das habe ich so noch nie gesehen, zumal
auch alles sehr lecker und sehr gekonnt dekoriert war. Staunend standen wir um
die Gaben und wussten nicht, wo wir zuerst anfangen sollten. Wir sprachen auch
nicht, guckten uns nur mit großen Augen an. Mein Gedanke bestand darin, was
kann und darf ich alles essen, ohne am Ende die nächsten 25 Kilometer gerollt
werden zu müssen. Alles schmeckte hervorragend, die Heißgetränke waren lecker.
Leider unterlagen wir gewissen Zwängen, die uns einen Aufenthalt im Bereich des
Buffets für weitere Stunden verwehrten. Zum einen musste Astrid ihren Bus
Richtung Marsberg pünktlich erreichen, zum anderen müsste ich mich auch mal auf
Schusters Rappen bewegen, denn 25 Kilometer bis Willingen waren nicht ohne, da
ich auch erst gegen 10.15 Uhr los kommen würde. So brachen wir unser Frühstück
ab, wir waren eh voll und satt. Sachen gepackt, bezahlt und los zum Bus. Das
Hotel kostete zusammen 85 Euro mit allem Drum und Dran. Was es für Unterschiede
im Preis-Leistungs-Verhältnis gab, war mir so noch nie bewusst und würde mich
immer wieder ins Staunen bringen.
An
der Bushaltestelle angekommen beobachteten wir auf der anderen Straßenseite
einen Mann mittleren Alters und eine ältere Dame in Wanderkleidung, als der Bus
auch schon um die Ecke kam. Wir verabschiedeten uns und ab nun war ich also
wieder alleine unterwegs. Das Zusammenwandern macht Spaß und bringt Unterhaltung,
das in sich gehen und das eigene Tempo bleibt aber auf der Strecke. Alles hat
sein Für und Wider, auch das Wandern für sich, zu Zweit oder in einer Gruppe.
Für mich kann ich sagen, zu Zweit auf Zeit, alleine gerne und Gruppe ist eher
schwer.
Am
Eingangsportal, am dem ich gestern schon mal war, ging es los. Nun ganz
offiziell auf dem Rothaarsteig. Es war doch recht frisch, doch schon die ersten
zwei Kilometer trieben mir den Schweiß auf die Stirn. Es ging erst gemächlich,
dann einigermaßen stramm bergan. Kurz nachdem ich ein Waldstück verlassen hatte,
wurde es schlagartig nebelig. Ich denke mal, dass ich keine 80 Meter Weitsicht
mehr hatte, was gerade jetzt etwas ärgerlich zu sein schien, denn ich hatte
einen kahlen, auch vom Kyrill abrasierten, Hügel zu besteigen. Oben angekommen,
machte ich erst mal eine kleine Rast. Ich musste die Regenjacke anziehen, denn
es war sehr kalt geworden.
Der
Rothaarsteig wurde 2001 eröffnet und bietet auf der gesamten Strecke
Informationen verschiedener Art. Ob es Fauna und Flora betrifft oder eben
Informationen über den Orkan Kyrill. Auch sind die Rastplätze, Liegen,
Aussichtsplattformen in sehr gutem Zustand und laden zum Verweilen ein. Es
macht sehr viel Spaß und Freude, diesem Weg zu folgen. Um das Nischenwissen ein
wenig zu erweitern, hier ein paar Informationen zum Orkan Kyrill: Der Orkan hat
ganze Teile Europas am 18./19. Januar 2007 lahm gelegt. Die
Windgeschwindigkeiten betrugen mancherorts bis zu 225 Stundenkilometer. Dass da
nicht viel stehen bleibt, liegt auf der Hand. So wurden alleine in
Nordrhein-Westfalen 25 Millionenen (!) Bäume Opfer des Orkans. Es wurden aus
ganz Europa Holzarbeiter angeworben, um das Sturmholz schnell aus dem nun ja
nicht mehr vorhandenen Wald zu bergen. Riesige Hallen und Lager wurden errichtet,
um das Holz nach und nach dem Verkauf zuzuführen. Leider kamen auch Menschen zu
Schaden. Der Rothaarsteig musste in Teilen im Jahr 2007 gesperrt und umgeleitet
werden. In großen Teilen widmet sich der Weg auch diesem Jahrhundertereignis
von 2007. So auch nach meinem Abstieg von meinem Rastplatz. Im Nebel erschien
eine Menge langer hochstehender Baumstämme. Hier angekommen erklärte eine
Vielzahl von Tafeln, wie es hier vor und nach dem 19. Januar 2007 aussah. Die
Nadelholzbaumstämme, die „nackig“ hoch in den Himmel ragten, waren ein Mahnmal.
Der
Nebel löste sich langsam auf, der Weg führte über Forstwege an sturmgeschädigte
Hügeln entlang. Kleine junge Bäume sprießten wieder zwischen den Baumstumpen,
Büsche und Sträucher bedeckten den Boden. Es wird noch Jahrzehnte dauern, bis
hier wieder ein richtiger Wald entstanden ist.
Das
Laufen auf den Schotterpisten ist nicht immer optimal. Die Beine und auch die
Knie bekommen das zu spüren. Die Konzentration muss hoch gehalten werden, um
nicht einen Fehltritt zu provozieren.
Meine
nächste kleine Rast legte ich wieder an einer Information ein, an der
Feuereiche zwischen Elleringhausen und Bruchhausen.
Die Eiche erzählt über die Entstehung des Lebens,
das Verhältnis des Menschen in seiner Entwicklung zum Feuer bis hin zum
heutigen High-Tech-Zeitalter.
Nun ging es gemütlich bergab, vorbei an den Bruchhauser Steinen
Richtung Bruchhausen. Die Landschaft war herrlich und die Wegmarkierung ein
Traum. Die Karte musste ich kaum zu Hilfe nehmen. Nach nun guten 20 Kilometern
merkte ich doch, dass meine Beine müde wurden, auch gelüstete es mich nach
einem Feierabendbierchen. Ein Blick auf die Karte verriet mir, dass ich noch
circa drei Kilometer vor mir hatte, bevor ich den Hauptweg verlassen und einem
Übergangsweg, gelb markiert, folgen müsste, um nach Willigen zu gelangen. 45
Minuten später war es dann am „Richtplatz“ soweit, es ging immer bergab
Willingen entgegen. Ein Schaukasten am Ortsrand beinhaltete einen Flyer meiner
Unterkunft mit französisch klingendem Namen und den Bildern nach schöner
Ausstattung, es konnte nicht mehr weit sein. Nach 7,5 Stunden wandern und guten
25 Kilometern stand ich um 17.45 Uhr vor meiner Unterkunft am Westrand von
Willingen. Das Haus war erst mal ernüchternd, die Terrasse und deren Mobiliar
hatten bessere Zeiten gesehen. Ich meldete mich sogleich an. Der Besitzer war
alles in einer Person. Bedienung und Koch. Das erste Bier nahm ich auf der
Terrasse mit Blick auf Willingen zu mir, auch das zweite Bier, dann wurde es zu
frisch und ich bezog mein Zimmer. Tja, was soll ich schreiben. 70er Jahre. Ein
Einzelbett und ein Schlafsofa, das mit einer Decke abgedeckt wurde, was sinnig
war. Nach dem Duschen und Umziehen ging ich in den Gastraum, um zu essen. Der
Gastraum selbst sollte nobel daher kommen, der Glanz war allerdings ab. Der
Flyer gab mehr her als die Realität, was eigentlich oft so ist. Zu essen
bestellte ich Schnitzel mit Spargel, was ganz okay war. Willingen konnte ich
aus den großen Fenstern sehen, dabei fiel mir ein außergewöhnlich großes
Gebäude am anderen Ende der Stadt auf, am Hang gelegen. Auf Anfrage, Bedienung
war nun der Koch, wurde mir berichtet, dass es sich um das Hotel „Sauerland
Stern“ handelt. So, da stand nun am anderen Ende das so berühmt berüchtigte
Hotel. Kegel-Fußball-Freizeit- und Sauftouren wurden und werden dort
unternommen. Ehen und Beziehungen sind dort zerbrochen oder entstanden. Der
Koch, nun wieder Bedienung, revidierte das ein wenig: „ es wäre heutzutage
nicht mehr so…“.
Nach einem Espresso und einem kleinen Brand verabschiedete ich mich
auf mein Zimmer mit der Frage, wie der Hotelbesitzer hier überleben könnte. Ich
war an diesem Abend der einzige Gast. Das Hauptgeschäft liegt wohl im Winter,
denn eine Piste liegt direkt nebenan.
Ich freue mich auf morgen, das Wetter soll schön werden, die Strecke
mit 22 Kilometer nicht lang und die Landschaft ist trotz Kyrill sehr schön.
Erste Rast auf einem von Kyrill Baumlos gemachten Hügel.
Aussicht, nicht vorhanden!
Kyrill Mahnmal bei Gudenhagen.
Die Feuereiche erzählt über die Entstehung des Lebens.
Tagesziel Willingen nach 25 Kilometern erreicht.
70er Jahre Zimmer. Gut das ich im Schlaf die Augen geschlossen halte.
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