Dienstag,
08. Mai 2012
Windig und frisch bis 17 Grad
29. Etappe: Willingen – Küstelberg - Winterberg
Windig und frisch bis 17 Grad
29. Etappe: Willingen – Küstelberg - Winterberg
Tagesstrecke:
22 km
Gesamtstrecke: 725 km
Wanderweg: Rothaarsteig
Gesamtstrecke: 725 km
Wanderweg: Rothaarsteig
Mein Schlaf war nicht so gut. Zum einen konnte ich
nicht wirklich gut einschlafen, zum anderen wurden das Bett und ich keine
Freunde. Der Blick aus dem Fenster war nicht berauschend. Nicht weil etwa, weil
das Wetter nichts Gutes verhieß, sondern weil ich nur Bäume sah.
Um zum Gastraum zu gelangen, musste ich durch einige
Räume und Gänge. Hier und da standen Sachen rum, die da eigentlich nichts
verloren hatten, zu mindestens nicht, wenn man ein Hotel führt. Hier ein
Staubsauger, da ein Pappkarton mit alten Zeitungen, ein kaputter Spiegel lehnte
an der Wand. Im Gastraum angekommen musste ich nicht lange nach meinem Platz
suchen, es war nur ein Platz eingedeckt. Ich entdeckte eine Zeitung, guckte auf
sie und las eine Überschrift, in der auch Wladimir Putin vorkam. Nun ja, der
ist ja immer noch Thema! Der Hotelbesitzer, der nun Frühstückskraft war, sagte:
„ Guten Morgen, die Zeitung können sie nicht bekommen, die muss ich erst lesen!“.
Ups, das war mal eine Ansage. Das Frühstück war sehr übersichtlich, aber für
diesen Morgen ausreichend. Während ich in der einen Ecke des Raumes saß, saß
„die“ Frühstücksbedienung in der anderen über der Zeitung. Das Radio lief, ein
Lokalsender, der auch einen Wetterbericht lieferte: Kein Regen, auf den Anhöhen
kann es windig werden. Am Ende des Tages konnte ich das bestätigen. Nun
angerödelt mit meinen Sachen verabschiedete ich mich vom Besitzer, der nun
„Putzfrau“ war.
Mein erstes Etappenziel am heutigen Tag war der
Langenberg und dazu mussten 250 Höhenmeter überwunden werden. Der Langenberg, mit Gipfellage im
Hochsauerlandkreis in Nordrhein-Westfalen nahe der Grenze zum Landkreis
Waldeck-Frankenberg in Hessen, ist mit 843 Meter Höhe der
höchste Berg des Rothaargebirges, von Nordrhein-Westfalen und des
nordwestlichen Teils von Deutschland. Zuerst ging es jedoch über eine Skipiste,
die zu dieser Jahreszeit eine große grüne Wiese war, zum Übergangsweg Richtung
Rothaarsteig. Das war schon mal für diesen Morgen ganz schön anstrengend. Ich
legte ein zwei kurze Pausen ein und blickte zurück nach Willingen. Am Grad
angekommen, dem Rothaarsteig nach Süden folgend, kam ich 30 Minuten später am
Gipfel des Langenbergs an. Die Sonne schien, der Wind war ordentlich, wie im
Radio angekündigt. Ich machte schnell das obligatorische Beweisfoto und ging
weiter.
Nun wechselten sich dichte Waldgebiete und offene
Flächen regelmäßig ab. Die Sicht war gut und so legte ich einige Pausen zum in
die Ferne Gucken ein. Die offenen Flächen waren mit Heide bewachsen. Am
Clemensberg machte ich meine erste längere Rast. Von hier oben konnte ich weit
in den Süden gucken und direkt vor mir, in der Tiefe, tat sich ein riesiges
Loch auf. Der Steinbruch vom Clemensberg, in dem Diabas abgebaut wurde. Ich
unterbrach meine Rast, es wurde durch den Wind zu kalt, und ging weiter in
einen Wald auf eine Lichtung zu, auf der ein schöner Rastplatz war. Der Wind
konnte hier nicht greifen und so entschloss ich mich, hier eine weitere
Kaffeepause zu machen, als eine Truppe Frauen selbiges vorhatte. Viel Geschnatter
um mich herum und die Bitte an mich, die Gruppe im Bild fest zu halten. Gesagt
getan – ich bin ganz Mann auf einen wackeligen Mülleimer gestiegen und habe ein
Foto gemacht. Als dann noch ein Auto mit einem Anhänger vorfuhr und zwei
Bierzeltgarnituren auslud, wurde es Zeit zu gehen. Überhaupt waren für einen Dienstag sehr viele
Menschen unterwegs.
Gemächlich ging es weiter. Die Landschaft war total
lieblich, sanfte Wege, kleine An- und Abstiege durch Wälder und Wiesen. Schöne Aussichten
und tolles Wetter. Hinter Küstelberg gab es große Weihnachtsbaumplantagen, die
irgendwie nicht so schön waren. Bäume wie Soldaten in Reih und Glied,
Monokultur ohne sonstiges Leben. So schlenderte ich dahin ohne zu merken, dass
ich schon gegen Mittag sehr weit gekommen war. Die ersten Ausläufer von Winterberg
waren zu sehen und so entschloss ich mich, auf einer Wiese mit Blick auf Winterberg
eine Pause einzulegen. Die Feldlärchen flogen umher und sangen ihr Lied, als
mir die Augen zufielen. Schon nach
kurzer Zeit wurde ich durch einen Radfahrer, dessen Schutzblech klapperte,
geweckt. Etwas benommen vom Kurzschlaf wollte ich nun die letzte Etappe nach
Winterberg und dem Hotel antreten. Schnell war ich in Winterberg, ein
Supermarkt am Bahnhof musste noch aufgesucht werden, um für den nächsten Tag
Nahrung zu besorgen. Zum Hotel konnte es nicht weit sein, also ging ich los.
Ich folgte einer breiten Straße, die aus meiner Sicht direkt zum Hotel führen
musste. Doch im ersten Anlauf fand ich es nicht. Nach einem Kilometer drehte
ich um, wieder zum Ausgangspunkt. Ich versuchte es ein weiteres Mal, was ja
idiotisch war. Das bemerkte ich auch und ging wieder zurück. Ratlos guckte ich
auf meine Karte, meine Aufzeichnungen. Da stimmte was nicht. Nun kam Plan B ins
Spiel. Ich folge dem Rothaarsteig, das Hotel liegt nur unweit des Weges, ich
müsste fast daran vorbei kommen. So ging es am Rand von Winterberg wieder nach
oben, bis ich an der Sprungschanze Winterberg ankam, bog kurz nach links ab, ging
ein Stück geradeaus und plopp, stand ich wieder an der Stelle, an der ich schon
vor einer Stunde stand. Nicht, dass in mir Ungehaltenheit hoch kam, nein, aber
ich bemerkte erhöhte Temperatur. Warum ich dann weiter nach oben ging, weiß ich
nicht, Instinkt vielleicht. Fakt war aber, ich kam dann doch an. Später stellte
ich fest, dass eine Straße, Am Walterberg, zweimal in Winterberg vorkam, einmal
als alte Straße die durch Winterberg führt,
und einmal als neue, als Umgehungsstraße, um Winterberg rum. Das hat zu
der Verwirrung geführt.
Im Hotel gab es erst mal ein Bierchen zum Beruhigen.
Das Hotel selbst war schon älter, aber gut in Schuss. Während ich mein wohlverdientes
Bier genoss, guckte ich mich um. Allerhand Bilder hingen an der Wand. Bilder
mit mir durch Funk und Fernsehen bekannten Persönlichkeiten. Da hing zum
Beispiel Albert Alexandre Louis Pierre
Rainier Grimaldi, besser bekannt als Prinz Albert von Monaco, mit seiner Bob-Mannschaft,
der wohl hier sein Lager aufgeschlagen hatte. Immer wieder finde ich in Hotels
derartige Bilder mit bekannten oder weniger bekannten Zeitgenossen. Ich finde
das immer merkwürdig, was soll das bringen, Aufwertung oder Historie.
Das Zimmer war klein, aber
gut ausgestattet. Was mich wunderte, war die Einfachverglasung. Der Hunger
trieb mich wieder in die Gaststube, in dem ich mal wieder der einzige Gast war.
So kamen drei Bedienstete auf einen Gast, eben auf mich, zu. Ich hielt es für
richtig, dass sich diese drei nicht für überflüssig hielten und brachte sie auf
Trab. Das sah wie folgt aus:
Als erstes bestellte ich ein
Bier und einen Salat, dem eine Spargelsuppe folgte. Der Hauptgang bestand aus
Tafelspitz mit jungem Wurzelgemüse und gewürfelten Kartoffeln. Zum Abschluss
gefrorenes Tiramisu auf einem Fruchtspiegel. Die Getränke zwischen den Gängen
möchte ich nicht weiter erwähnen, außer dem abschließenden Espresso inklusive
Birnenbrand. Weil mir alles so gut geschmeckt hatte, die Bedienung, der Chef
hinter der Theke und der Koch sich sehr um mich gekümmert hatten, gab ich dann
noch eine Runde Bier aus. Alle waren zufrieden und so schwankte ich die Treppe
zum Zimmer hinauf mit der Frage, wie oft Albert Alexandre Louis Pierre Rainier Grimaldi
wohl hier schwankend rauf gegangen war und vor allem mit wem?
Ein wundervoller Tag endete,
es dürfen gerne weitere folgen. Es macht Spaß und es bringt Freude,
Zufriedenheit und Glück, wenn man es zulässt!
Auf dem Langenberg bei Willingen, 843 Meter hoch.
Vom Clemensberg Richtung Süden. Der Diabast Steinbruch. Im Hintergrund die Ortschaft Hildfeld.
Schnell war hier die Ruhe vorbei. Erst schnatternde Frauen, dann wurden zwei Bierzeltgarnituren aufgebaut, ohne mich!
Mein Abendessen.......
![]() |
Salat..........
.........Spargelcreme Suppe........
........Tafelspitz mit jungem Wurzelgemüse und gewürfelten Kartoffeln.....
.......gefrorenes Tiramisu auf einem Fruchtspiegel....
......Puh.........